Löw mit Sorgen - Hoeneß fordert mehr Härte

München (dpa) - Joachim Löw geht mit einigen Personalsorgen in die Vorbereitung auf die schweren WM-Qualifikationsspiele in Irland und gegen Schweden - dazu kommen wieder einmal kaum begrüßte kritische Ratschläge von Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

Den im ersten Punktspiel gesperrten Kapitän Philipp Lahm plagt eine starke Prellung am Schienbein, Bayern-Kollege Thomas Müller erlitt am Samstag eine Risswunde am Auge. Dortmunds Mats Hummels zog sich gegen Hannover 96 eine Fußverletzung zu. Der Leverkusener Lars Bender musste für die Bundesliga-Partie in Stuttgart wegen einer Knieblessur ganz passen.

„Er kann einige Tage vielleicht nur leichtes Lauftraining machen“, sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes über Müller. Bis zum Spiel am Freitag in Dublin müsste der WM-Torschützenkönig aber „wieder hergestellt“ sein, prognostizierte Heynckes. Der gegen Irland nach zwei Gelben Karten gesperrte Lahm habe sich gegen Hoffenheim trotz Schmerzen „durchgebissen“. Bis zum Heimspiel in Berlin am 16. Oktober gegen Schweden hat Lahm Zeit zur Genesung. „Der Fuß ist blau, aber nicht dick. Das kriegen wir wieder hin“, sagte Hummels am Sonntag. Der Verteidiger war bereits mit Hüftproblemen in das Spiel gegen Hannover gegangen, musste dann zur Pause ausgewechselt werden.

Von den gleich elf Akteuren im 21-köpfigen Kader, die noch am Sonntag mit ihren Clubs zu Liga-Spielen antreten mussten, war auch Mats Hummels (Hüfte) angeschlagen. Doch der Dortmunder stand in Hannover gegen 96 auf dem Platz. Bundestrainer Löw hofft auf eine rechtzeitige Genesung seiner angeschlagenen Akteure. „Wir stehen vor zwei wichtigen Wochen“, sagte er vor dem Treffpunkt der Nationalmannschaft am Montagabend in Frankfurt.

Löw möchte in der Vorbereitung eigentlich ernsthaft mit seinem ganzen Kader trainieren. „Wir haben uns intensiv mit den Gegnern beschäftigt. Sie haben eine gute Qualität“, meinte der Freiburger. Mit zwei weiteren Siegen könnte die deutsche Elf ihren Quali-Start auf maximale zwölf Punkte ausbauen.

Die positive Nachricht am Wochenende für den Bundestrainer war, dass Innenverteidiger Per Mertesacker nach einer auskurierten Grippe in England beim FC Arsenal wieder zum Einsatz kam und zusammen mit Lukas Podolski einen 3:1-Sieg gegen West Ham United feierte.

Besonders im Blickpunkt stehen wird Bastian Schweinsteiger. „Ich bin froh, dass er wieder zur Mannschaft stößt“, sagte Löw über den Vize-Kapitän, der seit dem verlorenen EM-Halbfinale gegen Italien nicht mehr dabei war. Zuletzt hatte Schweinsteiger mit Aussagen über Spannungen im Kader während des Turniers Zweifel an dem von Löw stets besonders hervorgehobenen Teamgeist in der DFB-Auswahl aufkommen lassen. „Natürlich wird man mit ihm mal sprechen, um die Gründe zu erfahren“, kündigte der Bundestrainer eine interne Aufarbeitung an.

Die enttäuschend beendete EM im Sommer holt Löw vor jedem Länderspiel wieder ein. Vor den letzten zwei Punktspielen des Jahres forderte ihn nun Uli Hoeneß zum wiederholten Male auf, als Konsequenz aus dem Turnier die Spieler härter anzufassen. „Er muss mehr Druck machen, nicht immer nur auf gute Laune“, sagte der Präsident des FC Bayern München dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“.

„Kurz vor der EM wurde ja nur noch darauf geachtet, zu welchem Formel-1-Rennen man noch alles fahren sollte, damit die Spieler bei Laune gehalten wurden“, kritisierte Hoeneß und fügte populistisch hinzu: „Ständig ging es in der Vorbereitung darum, welche Tischtennisplatte wohin geflogen werden musste, möglichst noch auf den Mont Blanc. Manchmal ist weniger mehr“, schloss Hoeneß.

Grundsätzlich blickt der Weltmeister von 1974 optimistisch in die Zukunft. Die Nationalelf werde sich wieder verbessern. „Die Dortmunder Spieler werden international reifen, die Bayern-Spieler eine bessere Fitness haben als bei der EM. Aber Löw muss von seinen Ideen der flachen Hierarchien Abschied nehmen“, mahnte Hoeneß.

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