Löw vor Spagat: Argentinien-Spiel ungelegen

Berlin (dpa) - Die EM-Wunden sind bei vielen Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft noch nicht verheilt - und schon steht Joachim Löw vor der nächsten heiklen Mission.

Sechs Wochen nach dem bitteren Halbfinal-Aus gegen Italien muss der Bundestrainer am Donnerstag ein schlagkräftiges Aufgebot für das erste Länderspiel der neuen Saison benennen. Gegner ist immerhin Argentinien. „Keiner ist über diesen Termin glücklich“, erklärte Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer, der das Dilemma als ehemaliger DFB-Sportdirektor auch noch von der anderen Seite kennt. Der Test am 15. August gegen Argentinien kommt für alle ungelegen, auch für Löw.

Schon jetzt geht der DFB-Chefcoach, der nach dem EM-Ausscheiden in Warschau und der Rückkehr in die Heimat Ende Juni aus der Öffentlichkeit abgetaucht ist, auf die Bundesliga zu und versammelt sein Personal erst zwei Tage vor dem Spiel. Am Montagmittag müssen sich die Spieler um Kapitän Philipp Lahm in Frankfurt einfinden, schon 57 Stunden später steigt der Leistungsvergleich gegen den zweimaligen Weltmeister. „Dieser Termin ist Nonsens. Sportlich macht er für die Nationalmannschaft sicher wenig Sinn“, sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc.

Der Weltverband FIFA hat für die Zukunft inzwischen reagiert und den ungeliebten Länderspiel-Termin im August vom internationalen Kalender gestrichen. Doch einmal muss Löw den Spagat für den Test gegen die Argentinier noch schaffen. Die Bundesligavereine stecken noch in der Vorbereitung, starten wenige Tage nach dem Länderspiel mit der ersten DFB-Pokalrunde. Dazu kämpfen Doublesieger Dortmund und der FC Bayern am 12. August in München noch um den Supercup.

Löw könnte in seinem Argentinien-Aufgebot auf den einen oder anderen Spieler des BVB und von den Bayern verzichten. Torjäger Mario Gomez fällt nach einer Operation am Sprunggelenk längere Zeit aus. Mario Götze plagt sich mit einer Bindehautentzündung. Lukas Podolski und Per Mertesacker treten ebenfalls am 12. August mit dem FC Arsenal zu einem Testspiel bei „Poldis“ Ex-Club 1. FC Köln an. Löw bleibt zur Vorbereitung auf das Prestige-Duell gegen Lionel Messi und Co. im Grunde nur das Abschlusstraining.

Dennoch wird der erste Auftritt des DFB-Teams und von Löw selbst einige Weichen für den Weg Richtung WM 2014 in Brasilien stellen. Noch sind wichtige Frage offen. Setzt der Bundestrainer in der am 7. September gegen die Färöer Inseln beginnenden WM-Qualifikation weiter auf Routinier Tim Wiese als zweiten Torhüter? Ist der 34 Jahre alte Miroslav Klose weiter neben dem derzeit verletzten Gomez der einzige Mittelstürmer in Löws Kader? Findet Mertesacker zurück in die Stammelf? Welche der jungen Nachdränger sind in der engeren Wahl?

Löw wird erst zu Beginn der neuen Woche erstmals wieder in der Öffentlichkeit auftreten - und muss sicher auch noch über die interne EM-Auswertung Auskunft geben. Dem DFB-Präsidium hat die Sportliche Leitung schon über Gründe des verpassten Finals und den weiteren Kurs berichtet. Die enttäuschten Fans möchten nun auch Näheres erfahren.

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