Polen fühlt sich nicht als Außenseiter

Neu-Isenburg (dpa) - Über das kleine Malheur vor dem Kracher gegen Weltmeister Deutschland verlor Adam Nawalka aus Aberglaube kein Wort.

Polen fühlt sich nicht als Außenseiter
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Weil der Fahrer des leeren Mannschaftsbusses auf dem Weg nach Frankfurt einen Unfall verursacht hatte, verspäteten sich Polens Nationaltrainer und vier seiner Spieler zur obligatorischen Pressekonferenz.

Ablenken oder beeindrucken ließ sich Nawalka 24 Stunden vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen die DFB-Auswahl am Freitag davon nicht. Er blendete das Missgeschick einfach aus und referierte lieber über die Chancen des Tabellenführers der Gruppe D. Und die stehen seiner Ansicht nach gar nicht schlecht.

„Wir haben Respekt vor Deutschland, aber keine Angst. Wir wollen gewinnen. Unser Ziel ist ein Sieg“, verkündete der 57-Jährige und schob den Grund für seine Zuversicht gleich hinterher. „Polen genießt wieder einen guten Ruf im internationalen Fußball. Wir wissen, dass es nicht leicht wird. Aber wir haben ein gutes Team mit starken Individualisten.“

Der 2:0-Erfolg im Hinspiel - zugleich der erste Länderspielsieg Polens über Deutschland - hat im Nachbarland vieles verändert. Nicht nur die Erwartungshaltung der Fans ist gestiegen, sondern auch das Selbstvertrauen der Spieler. Mindestens ein Remis soll herausspringen, um den Ein-Punkte-Vorsprung vor der DFB-Elf zu behaupten. „Wir glauben an unsere Fähigkeiten und wollen ein gutes Ergebnis erzielen“, erklärte Arkadiusz Milik.

Der 21-Jährige von Ajax Amsterdam, der in der Bundesliga schon für Bayer Leverkusen und den FC Augsburg spielte, wird wieder an der Seite von Robert Lewandowski stürmen. Am 11. Oktober 2014 - einem mittlerweile historischen Fußball-Tag in Polen - hatte er mit dem Führungstreffer den Sieg gegen die DFB-Auswahl eingeleitet. „Ich habe dieses Spiel natürlich immer im Gedächtnis. Aber ich hoffe, die besten Spiele liegen noch vor mir. Ich bin ja noch jung“, sagte Milik.

Gegen die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw wird es aber zuvorderst auf eine kompakte Defensive ankommen. Denn die DFB-Auswahl sinnt auf Revanche - das wissen auch die Polen nur zu gut. „Es geht wie in jedem anderen Spiel nur um drei Punkte“, sagte Mittelfeldspieler Grzegorz Krychowiak vom Europa-League-Gewinner FC Sevilla. „Aber der Schwierigkeitsgrad ist wesentlich höher.“

Nawalka, unter dem die in der EM-Ausscheidung noch ungeschlagenen Polen einen enormen Aufschwung genommen haben, hat daher im Training großen Wert auf Abwehrdetails gelegt. „Wir haben verschiedene Dinge ausprobiert“, berichtete er.

Noch nicht festlegen wollte sich der Auswahlcoach, wer das Tor hüten wird. Derzeit duellieren sich Łukasz Fabianski von Swansea City und Wojciech Szczesny vom AS Rom um die Nummer eins zwischen den Pfosten. „Das werde ich erst kurz vor dem Spiel verraten“, sagte Nawalka. „Ich freue mich aber, dass wir dieses Problem überhaupt haben, weil unsere Torhüter in den besten Ligen Europas spielen.“

Keine Probleme erwartet er 41 Jahre nach der WM-Regenschlacht von Frankfurt mit dem Wetter. „ich kann mich noch genau an 1974 erinnern. Da gab es viele Emotionen“, sagte Nawalka im Rückblick auf den deutschen 1:0-Sieg im entscheidenden Zwischenrundenspiel. „Ich gehe davon aus, dass der Rasen am Freitag nicht so nass sein wird.“

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