Rentner Ballack genießt Leben abseits des Rasens

Frankfurt/Main (dpa) - Am Mittwochabend wird es sich Michael Ballack auf der Couch gemütlich machen und den Fußball-Klassiker Holland gegen Deutschland ganz entspannt im Fernsehen verfolgen. Als Privatier, nicht mehr als Profi.

Sechs Wochen nach dem offiziell verkündeten Karriereende hat sich der langjährige „Capitano“ der DFB-Auswahl in seinem neuen Leben abseits des Rasens eingerichtet. „Ich hatte zwei ziemlich turbulente Jahre, sowohl privat als auch beruflich. Jetzt komme ich zur Ruhe und genieße ein bisschen das Leben“, erzählte Ballack im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Der Fußball hat 25 Jahre den Takt vorgegeben, nun ist er für den Sachsen nur noch die schönste Nebensache der Welt. Natürlich verfolgt Ballack aufmerksam die neue Generation im DFB-Trikot, das er 98 Mal trug und dann unfreiwillig ablegen musste. Was er von den Jungen zu sehen bekommt, bereitet ihm Spaß. „Es ist schön zu sehen, dass so viele junge, tolle Spieler nachwachsen, dass sie sich entwickeln und auch die Erwartungen erfüllen“, lobt Ballack.

Obwohl das Halbfinal-Aus bei der EM die Euphorie in Deutschland gebremst hat, traut Ballack seinen Nachfolgern einiges zu. „Die Erwartungshaltung ist so groß, wie sie es schon immer war. Aber der Anspruch ist gewachsen, weil man weiß, dass man die Qualität hat, nicht nur zu sagen, man will ins Finale oder gewinnen, sondern es ist wirklich so, dass man in ein Turnier geht und auch andere Nationen sagen, Deutschland ist Topfavorit“, meint der Vizeweltmeister von 2002 und WM-Dritte 2006.

Besondere Emotionen seien nicht im Spiel, wenn er die Auftritte der Nationalmannschaft verfolgt, beteuert Ballack. Allerdings tut er sich mit der Perspektive des Außenstehenden ab und zu noch ein wenig schwer, obwohl sein letzter Länderspieleinsatz am 3. März 2010 gegen Argentinien schon fast drei Jahre zurückliegt. „Es ist ungewohnt, wenn man Zuschauer ist, weil man ja viele Jahre gespielt hat. Es ist schwer loszulassen, das ist bei uns Sportlern so“, räumt er ein.

Vor einigen Wochen hat Ballack diesen einschneidenden Schritt getan. Probleme oder gar eine Leere gab es nicht. „Mein Leben war ausgefüllt und vorgegeben durch den Fußball, seit ich klein war. Jetzt kann ich mir den Tag erstmals selbst einteilen und meinen Interessen nachgehen“, berichtet der 36-Jährige.

Die Publicity und das Scheinwerferlicht, das in seiner Karriere oft auf ihn gerichtet war, vermisst er nicht. „Als Nationalspieler war ich viele, viele Jahre im Fokus. Jetzt ist das nicht mehr so extrem. Das genieße ich auch ein bisschen.“

Obwohl Ballack in seiner Laufbahn als Leistungssportler viele Entbehrungen auf sich nehmen musste, will er künftig nicht nur das süße Leben genießen. „Ich orientiere mich neu, habe Pläne und Vorstellungen, was ich in den nächsten Jahren machen will. Es bleibt nicht aus, sich Gedanken über die berufliche Zukunft zu machen. Aber in aller Entspanntheit“, sagt er und betont: „Als Profi hat man anderen Stress. Ich bin jetzt etwas lockerer.“

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