Trauer um Helmut Haller - „Er war ein Vorbild“

Augsburg (dpa) - Mit großer Anteilnahme hat die Fußball-Welt des gestorben Idols Helmut Haller gedacht. Ob beim DFB-Nationalteam in Irland, in Italien oder England - überall wurden am Freitag die großen Verdienste des Vize-Weltmeisters von 1966 gewürdigt.

In seiner Heimat Deutschland war die Trauer um einen „der größten Fußballhelden der Nachkriegsgeschichte“ groß. Im Alter von 73 Jahren war Haller am Vortag nach schwerer Krankheit gestorben. „Er hat international viel für das Ansehen Deutschlands und der Nationalmannschaft getan, für die er von 1958 bis 1970 gespielt hat. Wir werden ihn nicht vergessen“, betonte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff.

Beim Länderspiel am Dienstag gegen Schweden will der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine Schweigeminute einlegen. Schon im Rahmen des WM-Qualifikationsspiels am Freitag in Irland würdigte die Auswahl um Kapitän Bastian Schweinsteiger den dreimaligen WM-Teilnehmer. „Helmut Haller hat mit seinem Auftreten auf und neben dem Platz viel bewegt. Er war ein Vorbild, dem der DFB ein ehrendes Andenken bewahren wird“, sagte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock.

In England drückte der Fußballverband FA sein Mitgefühl zum Tode Hallers aus, einem Mann, der „Teil eines besonderen Tags in der englischen Fußball-Geschichte war“. Der 33-malige deutsche Nationalspieler (13 Tore) hatte beim WM-Finale 1966 in Wembley gegen England die 1:0-Führung erzielt. Nach dem Abpfiff hatte er sich als Souvenir den Endspiel-Ball gesichert, den er 30 Jahre später dem englischen Fußballverband zurückgab und dafür auf der Insel Lob und Anerkennung bekam. „Die WM-Finalisten von 1966 haben - zumindest bei uns Älteren - in Deutschland einen Stellenwert, wie nur noch die Weltmeister von Bern...Helmut Haller war Teil einer großartigen Mannschaft und Legende schon zu Lebzeiten“, befand Wolfsburgs Trainer Felix Magath.

In Italien wurde Haller geliebt. Er war einer der ersten deutschen Fußball-Legionäre dort. „Helmut Haller war ein wahrer Champion. Wir haben ein Familienmitglied verloren“, teilte sein früherer Club FC Bologna mit. Nach seiner Zeit beim BC Augsburg hatte der Mittelfeldspieler von 1962 bis 1973 in Italien gespielt, war mit Bologna und Juventus Turin insgesamt dreimal Meister geworden.

„Wir betrauern den Verlust eines Aushängeschilds unserer Vereinsgeschichte“, hieß es in einer Stellungnahme von Juve über „Il Biondo“ („Blondschopf“). „Er war ein echter Lehrer für mich, ein Vorbild. Er hat mir das Dribbling beigebracht. In der Serie A hat es wenige ausländische Spieler wie ihn gegeben“, erinnerte Franco Causio, ehemaliger Teamkollege bei Juventus Turin.

Mitspieler des WM-Finales von 1966 waren von der Nachricht des Todes tief betroffen. „Er war definitiv einer der besten Mitspieler, die ich je hatte!“, meinte Franz Beckenbauer. Willi Schulz gedachte dem „guten Kameraden und hochanständigen Menschen“. „Ich weiß aber auch, dass er zuletzt sehr krank war und nun sicherlich erlöst worden ist“, verriet der frühere HSV-Profi. „Er war ein sehr guter Fußballer, ein toller Techniker. Schade, er ist viel zu früh verstorben“, erinnerte der ehemalige Bremer Horst-Dieter Höttges.

„Höchsten Respekt, wie sich seine Tochter Karin und sein Freund Sepp Fuchs um ihn gekümmert haben“, sagte der ehemalige FC-Augsburg-Manager Andreas Rettig in der „Augsburger Allgemeinen“ (Freitag). Hallers Neffe Christian Hochstätter, selbst einst Profi bei Borussia Mönchengladbach, dachte gerne an den Verwandten zurück. „Er hat mir in meiner Karriere immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden, er hat immer ein offenes Ohr gehabt. Er war ein lustiger und humorvoller Mensch, aber auch ein sozial engagierter Mensch“, sagte er im Pay-TV-Sender Sky 90. „Die Leute werden ihn in positiver Erinnerung behalten.“

Der frühere Fußball-Nationalspieler im Steckbrief:

Geboren: 21. Juli 1939 in Augsburg

Vereine: BC Augsburg (1948 - 1962), AC Bologna (1962 - 1968), Juventus Turin (1968 - 1973), FC Augsburg (1973 - 1976), BSV Schwenningen (1976 - 1978), FC Augsburg (1978 - 1979)

Oberliga*: 85 Spiele, 24 Tore - Serie A/Italien: 295 Spiele, 69 Tore - Länderspiele: 33, 13 Tore

Erfolge: Vize-Weltmeister 1966 und Weltmeisterschafts-Dritter 1970, italienischer Meister mit AC Bologna 1964, zweifacher italienischer Meister mit Juventus Turin 1972 und 1973, Finalist im Europokal der Landesmeister mit Juventus Turin 1973, italienischer „Fußballer des Jahres“ 1964

* Die Bundesliga wurde erst 1963 eingeführt.

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