EM-Qualifikation Vor dem Spiel gegen Polen: Wieder mal ein Götze-Moment

Mario Götze leidet bei den Bayern oft auf der Bank. In der Nationalelf ist er am Freitag gesetzt.

EM-Qualifikation: Vor dem Spiel gegen Polen: Wieder mal ein Götze-Moment
Foto: dpa

Düsseldorf. Wenn allen der Blick verstellt zu sein scheint, dann muss man die große Bühne auch mal zur Bereinigung der öffentlichen Meinung nutzen. Mario Götze jedenfalls hatte sich mit Mario Götze beschäftigt, böse Zungen behaupten, Zeit genug bleibe ihm angesichts überschaubarer Einsätze beim FC Bayern ja dafür. „Meine Statistiken sind nicht so schlecht“, sagte Götze. „Ich habe in den zwei Jahren viel gespielt.“

Tatsächlich: Seit seinem Wechsel im Sommer 2013 für 37 Millionen Euro (was seinerzeit noch viel Geld war) von Borussia Dortmund hat er 98 Spiele für den FC Bayern München gemacht. Dabei 31 Tore erzielt und 20 weitere vorbereitet. Im Schnitt spielte er 65 Minuten pro Spiel. Gute Werte für jemanden, der beim FC Bayern gefühlt nur auf der Bank sitzt und trotz diagnostizierten Jahrhunderttalents nie ins Rollen gekommen zu sein schien.

Also wollte Mario Götze am Donnerstag, am Tag vor dem EM-Qualifikationsspiel am Freitag gegen Polen in Frankfurt (20.45 Uhr/RTL) dann doch mal zeigen, wie gut gelaunt und locker er ist. Wo sich doch alle bis zum 31. August Gedanken gemacht hatten, wie der Weltmeister-Macher den FC Bayern denn noch schnell verlassen könne.

„Für mich stand ein Transfer nie wirklich zur Debatte“, sagte Götze am Donnerstag, was auch hieß: vielleicht wäre es trotzdem möglich gewesen. Man hat ja manches als Fußball-Profi auch nicht immer in der Hand. Spätestens jetzt im September aber heißt es: Überzeugt von der Gegenwart zu sein. Bei Götze klingt das so: „Ich bekenne mich ganz klar zum FC Bayern München.“

Götze gelang das am Donnerstag ganz gut, weil ihm einer half, der ihm immer und zu Recht hilft: Bundestrainer Joachim Löw ist total überzeugt von dem 23-Jährigen aus Memmingen. Und weil das DFB-Team schon oft ein Ort war, an dem zweifelnde Nationalspieler zu neuer Blüte reiften, soll das auch bei Götze funktionieren: „Mario Götze ist ein Spieler von enorm hohem Wert für uns. Ich bin überzeugt, dass er zeigen will, was in ihm steckt.“ Erwartung und Realität — das scheint Götzes Lebensthema zu sein.

Weil er nach dem Bundestrainer auf der Pressekonferenz sprach, erfuhr Götze auf großer Bühne, garantiert in der Startelf zu stehen, wo er wohl Marco Reus auf dem linken Flügel ersetzt. Wahrscheinlich hätte Löw auch einen Platz gefunden, wäre Reus noch da. Fortan jedenfalls bekam Götze das Lächeln nicht mehr aus seinem kindlichen Gesicht: „Das ist eine gute Nachricht. Ich freue mich.“

Überhaupt freute sich Götze ziemlich viel, vor allem „auf das Spiel“. Bayern, wo er in wirklich wichtigen Spielen fast nie ran durfte, ist fern. Und Freude auf alles gehört zu den Floskeln von Profis, bei denen jedes Wort gewogen wird. Belangloses verschafft Zeit, das ist beigebracht.

Zuletzt sah sich sogar Götzes Dortmund-Bayern-Kamerad Robert Lewandowski aus dem Team des Gegners Polen genötigt, Götze beizuspringen. „Er hat alle Qualitäten, er kann mit einer einzelnen Aktion etwas bewegen“, sagte Lewandowski. Und: Er spiele sehr gerne mit ihm zusammen.

Dass beide vertraglich an ein und denselben großen amerikanischen Sportausrüster gebunden sind, mag diese Verbundenheit noch gefördert haben. Auch das gehört zum Geschäft. Ehrlich klang es trotzdem. Und Götze wird es gefreut haben. Die eigene Statistik ist eben auch nicht alles.

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