EM-Qualifikation Zauber, Tore, Weltklasse

Frankfurt. Am Ende des Abends feierten die Zuschauer in Frankfurt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft lange. Und weil das nicht mehr selbstverständlich war in den vielen durchwachsen bis schlechten Spielen seit der WM 2014, kann man das erwähnen: Im siebten Spiel der Gruppe D hat Deutschland am Freitag 3:1 (2:1) gegen Polen gewonnen und damit die Tabellenführung erobert.

EM-Qualifikation: Zauber, Tore, Weltklasse
Foto: Federico Gambarini

Und hat ganz nebenbei nach Monaten des Zweifels wieder gezeigt, zu welcher Leistung diese Mannschaft imstande ist: Thomas Müller (12.), Mario Götze (19., 82.) trafen bei einem Gegentor von Robert Lewandowski (36.).

„Wenn wir lange genug zusammen sind“, hatte Joachim Löw dieser Tage gesagt, „dann werden wir immer zu unserer Leistung finden.“ Eigentlich hatte der Bundestrainer damit die Vorbereitungszeiten vor großen Turnieren gemeint, wenn er die deutsche Fußball-Nationalmannschaft für gewöhnlich drei Wochen und länger um sich versammelt. Er hatte sich ganz grundsätzlich gerechtfertigt für schlechte Leistungen nach dem WM-Titel in Brasilien. Ohne das selbst so zu sehen. Zu wenig Motivation, zu wenig Kraft, zu wenig eingespielt. Was man eben so sagt. Vielleicht auch zu unwichtig.

Deutschland zaubert gegen Polen
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Am Freitag in Frankfurt, als es in der EM-Qualifikation gegen Tabellenführer Polen wichtig wurde, reichten tatsächlich vier Tage Vorbereitung. Für ein spektakuläres Fußballspiel, für eine erstaunliche Offensivleistung. Und für einen 3:1 (2:1)-Sieg vor 48500 Zuschauern, den die Fans in Frankfurt kurz vor dem Schlusspfiff mit einer Welle durchs Stadion feierten: „Oh, wie ist das schön.“ So etwas hatte man tatsächlich lange nicht gesehen.

Der 76. Neuling unter dem Bundestrainer Joachim Löw war die erstaunlichste erste Erkenntnis des Abends: Emre Can, nach Jonas Hector und Patrick Herrmann der dritte Neuling nach der WM 2014, begann an Stelle des zuletzt in Hoffenheim nicht glücklichen Sebastian Rudy auf der Position des Rechtsverteidigers. Von Beginn an war es ein spektakuläres Spiel: Die DFB-Elf war so offensiv aufgestellt, wie sie agierte. Kurzpassspiel, dynamische Bewegungen, Torchancen — schnell hatte das Spiel alles, was man sich wünschte.

Und auch Tore fielen: Durch Thomas Müller nach einem herausragenden Doppelpass mit dem Kölner Jonas Hector zum 1:0 (12.). Und durch Mario Götze, der — geprägt von zu vielen Momenten der Tatenlosigkeit bei den Bayern - von Beginn an hoch engagiert zu Werke ging und seinen Treffer zum 2:0 entsprechend erleichtert bejubelte. Nach einem Pass von Hector war Götze zielstrebig aufs Tor zugegangen und vollendete mit einem platzierten Flachschuss. 2:0 nach knapp 20 Minuten, eine eifrige deutsche Mannschaft — da schien viel schon ziemlich früh gelaufen. Doch mit Robert Lewandowski sind solche Späße nicht zu machen. Der polnische Mittelstürmer vom FC Bayern schlug brachial in die deutsche Glückseligkeit, als er einen schnell vorgetragenen Konter per Kopf abschloss — das 1:2. In der Folge verlor die deutsche Elf kurzzeitig die Kontrolle. Lewandowski allein vor Neuer, Lewandowski per Kopf — Götze klärte auf der Linie. Es hätte auch 2:2 stehen können zur Pause, weil der Bayern-Stürmer eine Klasse für sich ist.

Und doch: Das deutsche Team geriet nach der Pause nicht mehr in Gefahr, spielte offensiv weiter, verpasste einige gute Chancen und traf zum 3:1, als Götze einen Abpraller von Fabianski nach einem Schuss von Thomas Müller verwandelte. Sein zweites Tor. Nach seiner Auswechslung (89.) wurde er gefeiert wie der auch von den polnischen Fans geforderte Lukas Podolski. Ein Abend, der eben tatsächlich alles bot.

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