Zwanziger: Bierhoff Schuldiger bei Löw-Vertragszoff

Frankfurt/Main (dpa) - Theo Zwanziger hat im Vertragszoff mit Bundestrainer Joachim Löw im Winter 2009/2010 eigene Fehler eingeräumt, die Hauptschuld an den Streitigkeiten aber Oliver Bierhoff zugeschoben.

Nachdem sich Zwanziger mit Löw auf eine Verlängerung der Zusammenarbeit per Handschlag geeinigt habe, habe Nationalmannschaftsmanager Bierhoff einen nicht akzeptablen Vertragsentwurf vorgelegt, schreibt der frühere Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in seiner Biografie „Die Zwanziger Jahre“, aus der die „Bild“-Zeitung vorab zitierte.

„Von Oliver Bierhoff war ich etwas enttäuscht. Er hatte einen bekannten Sportanwalt zur Unterstützung bei der Vertragsverlängerung engagiert, und der musste wohl etwas liefern für sein Geld. So hat er Forderungen zu Papier gebracht, die an die Grenzen und darüber hinaus gingen. Bierhoff mag gedacht haben, man könne ja mal ausloten, was geht. Den Zeitdruck, unter dem wir standen, hat er dabei unterschätzt“, heißt es in Zwanzigers Buch.

Bierhoff wollte sich nach DFB-Angaben nicht zu der Darstellung Zwanzigers äußern. Der Konflikt ist laut Zwanziger mittlerweile beigelegt. „Das geht nicht an einem Tag, aber der Prozess hat auch nicht sehr lange gedauert. Ich bin Oliver Bierhoff bis heute menschlich sehr verbunden“, schreibt Zwanziger.

Laut Zwanziger sah der Vertrag Gehaltssteigerungen vor, „die für den gemeinnützigen DFB nicht vertretbar waren, dazu einen sogenannten Signing Fee, einen zusätzlichen Bonus für die Unterschrift“. Außerdem habe Bierhoff Kompetenzen gefordert, „die zum Teil gar nicht mit unserer Satzung zu vereinbaren waren.“

Dazu zählte unter anderen ein Vetorecht, wenn ein Nachfolger für Joachim Löw berufen werden müsse. Ohne die Zustimmung des Teammanagers hätte der DFB demnach keinen Bundestrainer verpflichten können. „Mit diesem Entwurf waren die Grenzen meiner Großzügigkeit überschritten“, schreibt Zwanziger.

Erst bei einem späteren Friedensgipfel seien alle Missverständnisse ausgeräumt worden. „Ich entschuldigte mich für die von mir verschuldeten Kommunikationspannen, Löw versicherte, er habe mich nicht der Lüge bezichtigen wollen, und Bierhoff räumte ein, dass er mit seinem Vertragsentwurf deutlich übers Ziel hinausgeschossen war. Damit war ein Burgfriede geschlossen, aber die Missstimmung zwischen den Beteiligten schwelte noch eine ganze Weile weiter“, so Zwanziger.

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