Neues Fußballmuseum in Dortmund ist noch eine Großbaustelle

Das Deutsche Fußball Museum soll im Sommer in Dortmund eröffnet werden. Die Uhr tickt, es gibt noch allerhand zu tun. Ein Baustellen-Besuch

Die 54er-Halle.

Die 54er-Halle.


Dortmund. Manuel Neukirchner atmet tief durch. „Ich baue beruflich nie wieder“, sagt der Geschäftsführer der DFB Stiftung Fußballmuseum GmbH. Und: „Privat habe ich es Gott sei Dank hinter mir.“ Die Tage werden länger im Harenberg City Center am Königswall in Dortmund neben dem Hauptbahnhof. 16. Etage, der Blick geht über die Dächer des Ruhrpotts, in der Ferne ragt das Westfalenstadion in die Höhe, das heute nach einem Sponsor heißt. Aber das Thema ist ja nun: Museum. Da darf man das wieder so nennen: Westfalenstadion.

Ein Eindruck von innen.

Ein Eindruck von innen.

Hier, in der 16. Etage, wurde das Deutsche Fußball Museum erdacht. Es liegt zu den Füßen des Büro-Towers, dem Hauptbahnhof gegenüber. Eine gewaltige Baustelle, die Außenfassade steht. Aber der Vorplatz ist Sand und Schutt, im Inneren reiht sich ein Stahlgerüst an das nächste. Unübersichtlich. Es braucht pure Fantasie zu erkennen, was hier im Sommer stehen soll: Ein futuristischer Bau, ein multimediales Museum, ein Glanzstück, ein lebendiges Denkmal, das sich der deutsche Fußball und der DFB da erschaffen.

Im Sommer soll eröffnet werden. Im Sommer? Neukirchner weiß, dass der Druck steigt. Einen Termin gibt es noch nicht, im April will er ihn nennen. Niemand soll sagen, Dortmund eifere Berlin nach, wo der Flughafen — weil nicht fertig — nur noch Projektionsfläche für Spott ist. Oder der Hamburger Elbphilarmonie. Immer nie abgehakt, immer nur teurer. Neukirchner klopft auf die Tischplatte, drei Mal. „Wir sind im Zeitplan, und wir sind im Budgetrahmen“, sagt er, aber er weiß, dass jetzt alle anziehen müssen. Das Problem: Weil die GmbH öffentliche Fördermittel bekommt, muss alles europaweit ausgeschrieben werden. 70 Gewerke sind beteiligt, wenn eines davon Insolvenz anmeldet, geht die Ausschreibung von vorn los.

Die Außenansicht.

Die Außenansicht.

„Das kann schon sehr nervig sein“, sagt Neukirchner, 47, ein studierter Literaturwissenschaftler, der einst bei RW Essen Pressesprecher war, später Reden für den Ex-DFB-Präsidenten Egidius Braun schrieb und die Sepp-Herberger-Stiftung leitete. Jetzt ist er einer von zwei Geschäftsführern der GmbH, der andere ist Michael Keßeler (58) und kommt von der Stadt Dortmund. Ihre größte Krise haben sie gemeistert, als das Unternehmen „Alpine-Bau“, das für den Rohbau verantwortlich zeichnete, insolvent ging. „Da mussten wir die Baustelle bewachen, damit die Subunternehmen nicht alles räumen“, sagt Neukirchner. Verhandeln, neue Partner, dann ging es einige graue Haare später weiter.

Wenn es steht, wird es ein Erfolg: 260 000 Besucher im Jahr würden die Kosten decken. Zum Vergleich: Das Schokoladenmuseum in Köln empfängt in der Spitze 700 000 Besucher pro Jahr. Da wird nichts schief gehen, denkt man, wenn Neukirchner von seinen Planungen erzählt und ein Animations-Video zeigt: Das Museum ist mit „HPP-Architekten“ von innen nach außen gebaut, 30 Inszenierungsräume, keiner wird sich mit einer Vitrine zufrieden geben, in der der blaue Pullover von Joachim Löw aus Südafrika vor sich her schlummert. Alles ist multimedial. „Wir erlauben uns, die Dinge zu inszenieren“, sagt Neukirchner. Acht Kilometer Kabel sind verlegt.
Neukirchner hat den WM-Ball aus dem Finale 1954, er hat Mario Götzes Schuh aus dem Endspiel 2014, er hat den Elfmeterpunkt aus München, 1974. Löws Taktik-Notizen aus Brasilien, Christoph Metzelders Füllfederhalter, mit dem er bei Real Madrid unterschrieb. So geht das weiter, mehrere hundert Exponate. Filme, 3-D-Kino, ein Rundgang durch die Geschichte, Nazi-Zeit, DDR, Frauenfußball, Nationalteam und Liga — alles.

Sogar den deutschen WM-Bus hat er, der Besucher darf einsteigen. „Die Nationalelf bekommt alle zwei Jahre einen neuen Bus, wir haben dann immer den gerade aussortierten hier“, sagt Neukirchner, der seit 2011 Exponate einsammelt. Und festgestellt hat: Viele Fußballer heben gar nichts auf. Günter Netzer zum Beispiel. „Der gab mir irgendwann einen alten Lappen, der das Meistertrikot von 1969/70 war.“ Horst Eckel machte Kopfstände, bevor er seine Kluft von der WM 1954 herausgab. Und der WM-Schuh von Bastian Schweinsteiger ist auch da, aus Brasilien. „Zerfallen“, sagt Neukirchner. „Der hat die ganze WM damit gespielt.“ Er trägt die Aufschrift „Sarah“. Geschichte, die Brandner ist längst weg. Aber für Geschichte ist hier ein ganz guter Platz in diesem Museum, der jetzt nur noch geschaffen werden muss. Die Uhr tickt. Jeden Tag ein bisschen lauter.

Ein Bild von der Baustelle.

Ein Bild von der Baustelle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort