Praktikant Hitzlsperger ist nun der Chef

Unter der Ägide des ehemaligen Nationalspielers entsteht ein Magazin, dessen Beiträge Bundesliga-Fußballer schreiben.

Praktikant Hitzlsperger ist nun der Chef
Foto: dpa

Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger hat in den letzten Monaten ein Praktikum in der Redaktion von 11Freunde gemacht. Dabei zeichnete er mitverantwortlich für die neue Ausgabe, an der unter dem Motto „Spieler machen 11Freunde“ 73 aktive Profis als Schreiber und Fotografen mitwirkten.

Thomas Hitzlsperger, wollen Sie Journalist werden?

Thomas Hitzlsperger: Ich habe in meiner Zeit als Spieler viel mit Medien zu tun gehabt. Da wollte ich mal die andere Seite kennenlernen. Die Perspektive als TV-Experte kannte ich bereits, also dachte ich als regelmäßiger Leser, schaue ich doch mal, wie so ein Blatt entsteht.

Wie müssen wir uns das vorstellen: Haben Sie Kaffee gekocht und kleine Meldungen geschrieben?

Hitzlsperger: So ähnlich. Ich habe als klassischer Praktikant angefangen. Mit kleineren Recherchejobs und Online-Interviews, dann die Umsetzung der Printausgabe. Kaffee kochen habe ich schon während meiner Ausbildung zum Bürokaufmann vor 16 Jahren gelernt.

Wie kam es zu „Spieler machen 11Freunde“?

Hitzlsperger: Die Redaktion träumte von einer Ausgabe, die ausschließlich aus Beiträgen und Fotos besteht, die von aktiven Fußballern stammen. Quasi über Nacht saß ich auf dem Chefsessel.

Sie haben sich Schützenhilfe bei HSV-Torwart René Adler und Andreas Beck von der TSG Hoffenheim geholt. Wie kam es zu der Auswahl?

Hitzlsperger: Ich habe überlegt, welcher meiner Ex-Kollegen in der Lage wäre, mir bei dieser Aufgabe wirklich weiterzuhelfen. Da René und Andreas seit Jahren das Magazin lesen, habe ich angefragt. Dann sind wir gemeinsam die Themen durchgegangen, haben beratschlagt, was geht und was nicht, und haben überlegt, welcher Profi für welche Geschichte der Geeignete sein könnte. Die Zusammenarbeit hat super funktioniert.

Haben alle Spieler rechtzeitig Ihre Beiträge geliefert?

Hitzlsperger: Zugegeben, bei einigen musste ich bis zum letzten Produktionstag nachhaken. René Adler saß bis zum letzten Tag an seinem Text. Gerade, als ich ihm eine Erinnerungs-SMS schreiben wollte, hat er geliefert. Ein Chefredakteur muss eben auch mal Druck machen.

Wie viele Spieler haben am Ende mitgemacht?

Hitzlsperger: Als wir anfingen, haben wir gesagt, wenn wir 20 Profis zur Mitarbeit bewegen, ist es gut gelaufen. Jetzt haben 73 Profis Texte geschrieben, Interviews geführt, Fotos gemacht. Davon 28 ehemalige oder aktive Nationalspieler. Fünf Spieler aus dem deutschen WM-Kader von Brasilien.

Sie selbst haben für die Ausgabe ein langes Interview mit Per Mertesacker über den ewigen Hunger nach Erfolg geführt. Hat er Sie akzeptiert?

Hitzlsperger: Es war tatsächlich das erste Interview, das ich komplett alleine geführt habe. In den ersten Minuten des Gesprächs konnte er einfach nicht aufhören zu lachen, weil er es komisch fand, dass ich nicht mehr auf seiner Seite des Tisches sitze. Aber nach dieser Eingewöhnungszeit hat er sich auf die Situation eingelassen und wir konnten konstruktiv und inhaltlich sprechen.

Auf welche sind Sie als „Chefredakteur“ stolz?

Hitzlsperger: Das Gespräch mit Per war sicherlich besonders, weil er Weltmeister ist. Aber auch die Treffen mit Moritz Volz und Markus Feulner waren sehr interessant. Simon Rolfes´ Text zum Thema „Geldanlage“ finde ich hervorragend.

Ist der Printjournalismus eine Zukunft für Sie?

Hitzlsperger: Mir hat das viel Spaß gemacht, aber natürlich ist mir bewusst, dass ich mich bei diesem Job als Ex-Nationalspieler in einer Sonderrolle befinde. Ich habe auch die Probleme der Kollegen mitbekommen, die seit Jahren mit Profis zu tun haben.

Wie es ist, wenn Spieler nicht auf Anfragen reagieren oder Interviews bei der Freigabe durch die Klubs völlig überarbeitet werden. Das hat mir gezeigt: Journalisten haben es auch nicht leicht.

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