Reck genießt endlich Vertrauen

Der Trainer von Zweitligist Fortuna Düsseldorf hat viele Zweifel beiseite geräumt. Jetzt muss er in neuer Rolle bestehen.

Oliver Reck ist der Hoffnungsträger der Fortuna.

Oliver Reck ist der Hoffnungsträger der Fortuna.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Ob er denn wieder einen Glückspullover tragen werde, fragt einer. Oliver Reck grinst einmal kurz. Es ist ein ganz kurzer Moment, Oliver Reck grinst nicht viel, wenn er öffentlich auftritt. Dafür ist er bei diesen Auftritten, die zahlreich beobachtet werden, viel zu konzentriert. Dann sagt er: „Wir sind doch hier nicht auf der Fashion Week, wir sind beim Fußball. Und da ist es doch wohl egal, was der Cheftrainer für einen Pullover trägt.“ Und bitte, schiebt er mit einem Blick unmissverständlich nach, damit sei das Thema doch wohl erledigt.

Also: Man wird erst am Freitagabend wissen, wie Oliver Reck sich zur Eröffnung der Zweitliga-Saison in der Düsseldorfer Arena zu kleiden gedenkt. Wenn Eintracht Braunschweig kommt. Wenn alles „bei Null“ losgeht, wie Reck es treffend nennt. Bei Null — auch und vor allem für ihn. Wenn eine Saison startet, in der Düsseldorf „oben mitspielen“ will, wie Sportvorstand Helmut Schulte und Reck unisono ankündigen.

Beide sind reichlich damit beschäftigt, die Erwartungen zu bremsen, einzuordnen, die die Öffentlichkeit hergestellt hat. Und die Reck befeuert hat. Weil er mit dieser Düsseldorfer Mannschaft eigentlich ausschließlich erfolgreich war. 20 Spiele, das hat man errechnet, hat Fortuna Düsseldorf unter dem Trainer Reck nicht verloren. Meisterschaftsspiele, Freundschaftsspiele, lange Zeit unter dem Interimstrainer Reck. Mal als Ersatz für seinen geschassten Freund Mike Büskens, mal als Vertreter für den erkrankten Lorenz-Günther Köstner. Und als Cheftrainer in der Vorbereitung. Meistens sah das gut aus. Reck, 49 Jahre alt, hat es geschafft, einer zweifelnden Mannschaft ohne Struktur, Glauben und Struktur zurückzugeben. Man könnte auch sagen: Reck war zum richtigen Zeitpunkt der richtige Mann. Und offenbar ist er es noch.

Man muss sich einmal zurückerinnern: Im Winter schien der Glaube an Reck, der einmal ein fürchterlich unterschätzter Bundesliga-Torwart war, weil lange einige Pannen haften blieben, in Düsseldorf nicht übermäßig groß. Wenige Torwarttrainer hatten es bis dato auf Chefsessel geschafft, Reck schon. Und er hatte Erfolg — bekam aber doch Lorenz-Günther Köstner vor die Nase gesetzt. Düsseldorfs Sportvorstand Helmut Schulte erinnert sich: „Damals wollten wir einen erfahrenen Trainer, der im Profifußball schon alles erlebt hat. Und ich hielt das in der Situation auch für nachvollziehbar.“ Mit der Krankheit von Köstner habe er, Schulte, dann erlebt, „wie der Olli mit der Mannschaft gearbeitet hat. Da war es für uns folgerichtig, dass wir diesen Wechsel machen.“

Professionell hatte Reck seine Degradierung hingenommen, hatte sich nie öffentlich beschwert, keinen Druck aufgebaut, immer den Verein im Blick gehabt. Schulte hat das imponiert. „Dafür danke ich ihm jetzt noch.“

Was dieser Dank wert sein wird? Reck darf nun, als erklärter Chef, auf Geduld hoffen. „Ich bin ein sehr entspannter Sportvorstand. Die Klasse von Systemen und von Menschen zeigt sich daran, wie sie mit Rückschlägen umgehen. Und das wollen wir zeigen“, sagt Schulte. Und sagt dann: „Der Trainer, mit dem ich zusammenarbeite, weiß, dass er sehr, sehr viel Vertrauen bekommt.“

Lange hatte Reck mit Vorurteilen zu kämpfen. Ein Torwart! Einer, der in Duisburg zwar lange begeistert hat, dann aber eben doch gescheitert war. Dann hat er alle Vorurteile abgearbeitet. Der Reck von heute ist das Ergebnis seiner eigenen Karriere. Oft wurde er angezweifelt, jetzt zeigt er es allen. Bloß keine Flanke öffnen, immer konzentriert, immer fokussiert. Und nach innen: kommunikativ und klar. „Er ist ein richtiger Fußballtrainer, der keinen esoterischen Überbau braucht. Der Spielern klar vermittelt, dass er ihnen vertraut. Der ihnen eine klare Aufgabe für das Spiel mitgibt. Man merkt, dass er schwierige Situationen auch persönlich erlebt hat und weiß, wie man da herauskommt“, sagt Schulte. So habe sich die Mannschaft stabilisiert.

Eigenschaften, die oft zum Erfolg führen, wenn in einer Mannschaft die Ordnung verloren gegangen ist. Jetzt, wo Ordnung da ist, wo alles bei Null startet, wo ein Kader verletzungsfrei vor dem ersten Spiel steht, ist Recks schwierigste Aufgabe gekommen. Das Ganze zu entwickeln. Und keinen Glückspullover mehr zu brauchen.

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