Red Bulls kuriose Transfers

Der Konzern wechselt Spieler zwischen seinen Vereinen munter hin und her. Und trickst so die Konkurrenz aus.

Red Bulls kuriose Transfers
Foto: Witters

Leipzig. Der Coup ist geglückt: Bei Red Bull Salzburg wurde Massimo Bruno als teuerster Einkauf in Österreichs Liga-Geschichte gefeiert. Doch im Jubel über den Transfer ging der entscheidende Satz des Belgiers unter. „Auch die Perspektiven, die über RB Leipzig bestehen, sind für mich spannend“, sagte der U21-Nationalspieler vor drei Wochen.

Wie jetzt bekannt wurde, hat der deutsche Zweitliga-Aufsteiger RasenBallsport Leipzig den 20-Jährigen vom RSC Anderlecht verpflichtet und so wohl einen Transferrekord für die 2. Liga aufgestellt.

Gestern widersprach Leipzig der veröffentlichten Ablösesumme von neun Millionen Euro. Sie belaufe sich auf „fünf Millionen plus die entsprechenden extrem erfolgsabhängigen Bonuszahlungen beim Erreichen der jeweiligen Ziele“, sagte Sportdirektor Ralf Rangnick.

Damit Bruno Champions League spielen kann, wurde er nach Salzburg verliehen. So lockte der für beide Teams verantwortliche Rangnick das Toptalent zu Red Bull. Das Transfermodell „Leipzig kauft, Salzburg setzt ein“ sorgte bereits vor Wochen für Ärger. Rangnick wollte Jungstar Marcel Sabitzer von Rapid Wien für Salzburg verpflichten. Weil Sabitzer aber nur eine Ausstiegsklausel für einen Wechsel ins Ausland besaß, kaufte Leipzig und lieh ihn an Salzburg aus.

In der Fußball-Welt von Red Bull nennen sie es „Synergien“. Neben Leipzig und Salzburg gehören noch das Team aus New York, eine Akademie in Jarinu bei São Paulo und ein Ausbildungsteam im Salzburger Stadtteil Liefering zum Fußball-Imperium. Gerade die Rolle des FC Liefering ist interessant.

Obwohl Red Bull den Zweitligisten finanziert, ist er offiziell eigenständig. Reserveteams von Erstligisten dürfen in Österreich nicht in der zweiten Liga spielen. Deshalb betont Red Bull immer wieder die Unabhängigkeit des FC Liefering. Dass der aber auf der Homepage der Salzburger an die Stelle gerückt ist, an der vorher über die eigene Reserve berichtet wurde, ist wohl nur Zufall.

Österreichs Fußballverband hat angekündigt, die Situation zu prüfen, sobald die Teams gegeneinander spielen. Was aber ausgeschlossen ist, weil Liefering auf den Aufstieg verzichten würde und im Pokal gar nicht erst mitspielt. Als, wie gesagt, unabhängiger Verein.

So gehört der Austausch weiter munter zum System Red Bull. Die Verantwortlichen des Brauseimperiums betonen bei internen Transfers stets den Vorteil, dass die Spieler bereits die Philosophie kennen. Das half auch im Winter, als sich Leipzigs Verteidiger Christian Müller verletzte. Bereits am nächsten Tag präsentierte Rangnick Georg Teigl. Zuvor Ersatzspieler in Salzburg.

Im Sommer wechselte Stefan Hierländer aus Salzburg nach Leipzig. Die Brasilianer Felipe Pires und Lucas Venuto, beide bei Red Bull Brasil ausgebildet, spielen nun in Liefering, nachdem sie zuvor Leipzigs A-Jugend in die Bundesliga geschossen hatten. Und auf der Torhüterposition gab es einen Ringtausch: Thomas Dähne ging von Liefering nach Leipzig. Im Gegenzug soll Fabian Bredlow, deutscher U19-Nationaltorhüter, in Liefering als Stammtorhüter Erfahrung sammeln. Seinen Platz in der Leipziger A-Jugend nimmt Alexander Schlager ein, der bislang in Salzburg war.

Als Vorbild gilt André Ramalho. Der 22-Jährige hat den Sprung geschafft — von Jarinu über Liefering nach Salzburg. Letztlich ist es also egal, wo ein Spieler aktiv ist — ob in Leipzig oder Liefering, in Salzburg oder São Paulo. Hauptsache Red Bull.

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