Sapina-Anwalt mit schweren Vorwürfen vor Gericht

Karlsruhe (dpa) - In der Revisionsverhandlung um großangelegten Betrug mit Fußballwetten hat der Anwalt des Wettpaten Ante Sapina dem Landgericht Bochum schwere Rechtsverstöße vorgeworfen.

Sapina sei in erster Instanz mit unlauteren Drohungen dazu gedrängt worden, Beweisanträge zurückzunehmen, sagte Rechtsanwalt Ralf Neuhaus vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Er beantragte, das Urteil gegen Sapina wegen Rechtsfehlern aufzuheben. Die Bundesanwaltschaft trat dem Antrag entgegen. Der BGH will am 20. Dezember eine Entscheidung verkünden.

Sapina war im Mai vergangenen Jahres wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er soll gemeinsam mit Komplizen im großen Stil Wetten auf manipulierte Fußballspiele platziert haben. Damit habe er insgesamt 2,3 Millionen Euro eingenommen. Verteidiger Neuhaus warf dem Landgericht vor, es habe Sapina im Prozess mit erneuter Untersuchungshaft gedroht, falls er bereits gestellte Beweisanträge nicht zurücknehme und sich vom Inhalt der Anträge distanziere. Das stelle eine verbotene Vernehmungsmethode dar.

Mit den Beweisanträgen sollten nach Darstellung der Verteidiger die Hintergründe des Wettbetrugs ermittelt werden. Sapina hatte gestanden, die Wetten über eine Londoner Firma bei mehreren asiatischen Wettanbietern gesetzt zu haben. Seine Verteidiger kritisieren, das Landgericht habe die Umstände des Wettbetrugs nicht ausreichend aufgeklärt. So sei nicht ermittelt worden, bei welchen Anbietern im Einzelnen zu welchen Quoten gewettet worden sei. Das Urteil stütze sich im Wesentlichen nur auf das Geständnis Sapinas.

Nach Darstellung der Anwälte ist den Wettanbietern möglicherweise kein Schaden entstanden, da die Quoten immer so berechnet würden, dass der Anbieter bei jedem Spielausgang Gewinn macht. „Wenn es Gegenwetten gab, dann hat der Wettanbieter genauso wenig einen Schaden wie die Deutsche Börse einen Schaden hat bei Insidergeschäften“, sagte Anwalt Stefan Conen.

Der BGH prüft zugleich die Urteile gegen zwei Komplizen Sapinas, darunter der ehemalige Bamberger Basketballprofi Ivan Pavic. Er war in Bochum zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Gruppe um Sapina hatte Spieler und Schiedsrichter bestochen, um den Ausgang der Partien zu manipulieren - von Freundschaftsspielen bis hinauf in die Europa League. In einem Fall hatten sie sogar einen Gesandten nach Toronto geschickt, um dort Geld an Spieler eines kanadischen Clubs zu verteilen.

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