Ticketpreise: Der Groll der Gäste-Fans

Leverkusen und andere Klubs halten mit Top-Zuschlägen Zuschauer fern.

Düsseldorf. Marc Kreuzer ist leidenschaftlicher Fan von Fortuna Düsseldorf. Seit Jahren ist der 28-Jährige zu Hause und auswärts dabei. Boris Frank ist leidenschaftlicher Fan von Borussia Mönchengladbach. Auch der 32-Jährige verfolgt die Spiele seiner Mannschaft sowohl im Borussia-Park als auch in der Fremde.

Das Stadion in Leverkusen haben beide in dieser Saison nicht von innen gesehen — obwohl ihre Teams bereits dort spielten. „Als ich von den Preisen gehört habe“, sagt Fortuna-Fan Kreuzer, „war mir klar: Das mache ich nicht mit.“ „Mehr als 70 Euro für eine Karte im Gästeblock? Die spinnen“, sagte sich Borussia-Fan Frank und verzichtete ebenfalls auf das Nachbarschaftsduell.

So wie Kreuzer und Frank dachten tausende Fans. Obwohl das Stadion in Leverkusen nur 30 000 Plätze hat, war es bei beiden rheinischen Derbys nicht ausverkauft. Am vierten Spieltag gegen Mönchengladbach kamen 27 640 Zuschauer, gegen Düsseldorf am vergangenen Wochenende waren es noch mal rund 500 weniger.

Der Grund ist die neue Preispolitik der Leverkusener, die ihre 17 Gegner in drei Töpfe einteilen. Fans aus Fürth oder Augsburg stehen für zehn und sitzen für zwölf bis 23 Euro. Hamburger und Stuttgarter müssen 14 (Stehplatz) beziehungsweise 20 bis 37 Euro (Sitzplatz) auf den Tisch legen. Weniger Glück haben die Fans von Bayern, Dortmund, Schalke, Mönchengladbach sowie Düsseldorf. Diese zahlen für denselben Stehplatz 18 Euro, wollen sie sitzen, werden 36 bis 76 Euro fällig.

„Die dachten, die fünf Vereine bringen so viele Fans mit, da können wir die Preise ruhig erhöhen, das wird ohnehin voll“, ärgert sich Kreuzer und freut sich um so mehr, dass die Spiele eben nicht ausverkauft waren. „Das ist ein gutes Zeichen. Die Fans machen nicht alles mit.“

Die gestiegenen Kartenpreise sind den Fans seit langem ein Dorn im Auge. Vergangene Saison boykottierten Dortmunder das Derby auf Schalke und blieben auch in Hamburg medienwirksam unter dem Motto „Kein Zwanni für nen Steher“ vor den Stadiontoren. Für das Derby am kommenden Wochenende in Nürnberg haben zahlreiche Bayern-Fans angekündigt, fern zu bleiben, weil der Stehplatz 23 Euro kostet.

Auch in Hamburg sind die Fans auf den Barrikaden, seitdem bekannt wurde, dass der HSV mit dem Internet-Tickethändler Viagogo zusammenarbeitet. Der erhält vom Verein ein eigenes Kontingent, um die Karten dann zu überhöhten Preisen anzubieten. „Wir garantieren, dass HSV-Heimspielkarten maximal mit einem Gewinn von bis zu 100 Prozent verkauft werden“, sagte Viagogo-Chef Steve Roest im „Hamburger Abendblatt“ und sorgte damit nicht gerade für ein Ende des Ärgers.

In Leverkusen rechtfertigen sie die hohen Preise damit, dass der Schwarzmarkt dadurch unterbunden werde, sagt Bayers Kommunikationschef Meinolf Sprink, der noch einen weiteren Grund nennt: Das Ziel sei, auf der Heimseite, auf der dieselben Preise gelten, „mehr Dauerkarten zu verkaufen“.

Und die Gäste? Weil der Sitzplatzblock für die Gästefans Teil der Haupttribüne ist, lägen die Preise selbst mit 76 Euro im Bundesligaschnitt, sagt Sprink. Außerdem wolle man das Stehen auf den Sitzplätzen unterbinden. In den vergangenen Jahren hatten Fans von Vereinen, die Tausende mitbringen und für die der Stehblock zu klein ist, auch auf den Sitzplätzen gestanden. Durch die höheren Preise erhofft sich Bayer nun, weniger typisches Stehplatzpublikum anzulocken.

Dass dadurch nun Plätze freibleiben, möchte Sprink nicht überbewerten. „Gegen Schalke wird das anders aussehen“, sagt er. Die Gelsenkirchener kommen nächstes Wochenende nach Leverkusen. Am Freitag gab es noch reichlich Karten.

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