Verdächtige Millionenzahlung: FIFA verteidigt Valcke

Berlin (dpa) - Kein Tag ohne neue Enthüllungen: Auch in der Woche nach dem turbulenten FIFA-Kongress mit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Joseph Blatter sieht sich der Fußball-Weltverband mit neuen Anschuldigungen und Verdächtigungen konfrontiert.

Verdächtige Millionenzahlung: FIFA verteidigt Valcke
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Besonders pikant ist diesmal allerdings, dass der Name des wichtigsten Blatter-Vertrauten Jérôme Valcke im Zusammenhang mit einer Zehn-Millionen-Dollar-Überweisung genannt wird. Der jordanische Verbandschef Prinz Ali bin al-Hussein, der bei der Präsidentschaftswahl Blatter unterlag, forderte den 79 Jahre alten Schweizer zum Rückzug auf. „Wenn ich in Sepp Blatters Position wäre, wäre ich sofort zurückgetreten“, sagte al-Hussein dem TV-Sender CNN. „Am Ende des Tages passierte all das unter seiner Aufsicht.“

Auch wenn die FIFA sofort dementierte und ihren Generalsekretär verteidigte, scheint nun auch der innerste Machtzirkel um FIFA-Chef Blatter ins Visier der Korruptions-Ermittler zu rücken. Valcke jedenfalls sagte seine fest geplante Reise zur Eröffnung der Frauen-Fußball-WM nach Kanada am Wochenende ab. Für Dienstagabend um 18 Uhr lud die FIFA kurzfristig zu einer Pressekonferenz in die Verbandszentrale in Zürich ein.

Angesichts „der aktuellen Situation“ sei es wichtig, dass Valcke am FIFA-Sitz in Zürich anwesend sei, sagte eine Sprecherin. Nur wenige Stunden später schien sich die Aussage als weise Vorhersage zu bewahrheiten. Die „New York Times“ berichtete, dass die US-Ermittler der Ansicht seien, Valcke sei „der hochrangige FIFA-Offizielle“, der 2008 zehn Millionen Dollar von einem FIFA-Konto in der Schweiz auf ein US-Konto überwiesen habe.

Allerdings sei in der Anklage nicht die Rede davon, dass der Offizielle gewusst habe, dass das Geld für Bestechung verwendet worden sei, hieß es weiter. Valcke sei auch nicht als Mitbeschuldigter genannt. Weder Valcke noch andere aktuelle Mitglieder der FIFA-Führung seien „an der Initiierung, der Bewilligung und Ausführung“ beteiligt gewesen, teilte die FIFA mit.

Das Geld landete auf Konten, die vom früheren FIFA-Vizepräsidenten und CONCACAF-Chef Jack Warner kontrolliert worden sein sollen. Warner wird organisierte Kriminalität, Korruption und Geldwäsche vorgeworfen. Der Funktionär war in seinem Heimatland Trinidad und Tobago in der vorigen Woche nach einem Gerichtstermin gegen eine Kaution von 2,5 Millionen Dollar auf freien Fuß gesetzt worden. Das US-Justizministerium hat seine Auslieferung beantragt.

Südafrika hatte im Zusammenhang mit der Zahlung Bestechungsvorwürfe rund um die Vergabe der WM 2010 vehement zurückgewiesen. Die FIFA erklärte zudem, die Überweisung der zehn Millionen Dollar sei vom damaligen Vorsitzenden des Finanzkomitees, des mittlerweile gestorbenen Argentiniers Julio Grondona, genehmigt und gemäß der eigenen Regularien vorgenommen worden. Dass Valcke von dem Vorgang gewusst habe, sei ein normaler Vorgang, erklärte ein FIFA-Sprecher.

Die Zahlung von zehn Millionen Dollar sei von der Regierung Südafrikas und vom südafrikanischen Fußball-Verband genehmigt worden, um ein Projekt für die Unterstützung der afrikanischen Diaspora in der Karibik zu finanzieren, hieß es in einer Mitteilung.

In Brasilien geriet unterdessen der frühere Fußballverbands-Chef Ricardo Teixeira erneut wegen Korruptionsverdachtes ins Visier der Ermittler. Während der Vorbereitungen auf die WM 2014 in Brasilien soll es auf seinen Konten von 2009 bis 2012 Finanztransaktionen in Höhe von 464 Millionen Reais (133 Mio. Euro/aktueller Kurs) gegeben haben, was die Behörden als „atypisch“ ansehen. Die Staatsanwaltschaft in Rio bestätigte am Dienstag zwar Ermittlungen gegen den 67-Jährigen, der von 1989 bis 2012 Präsident des Fußballverbandes CBF war. Details wurden aber nicht genannt.

Unabhängig von neuen Enthüllungen oder Dementis: Das öffentliche Bild der FIFA bleibt verheerend. 88 Prozent der Deutschen halten Korruption im Weltverband für „wahrscheinlich“. 81 Prozent davon sind überzeugt, dass FIFA-Präsident Joseph Blatter persönlich verwickelt ist oder war. Das ist das Ergebnis einer yougov-Umfrage unter 1006 Teilnehmern, die von Freitag bis Sonntag durchgeführt wurde.

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