Wann ist Hand ein Handspiel?

Warum keine noch so gut formulierte Regel die Debatte jemals beenden wird.

Düsseldorf. Hand oder nicht Hand? Darüber wird beinahe an jedem Bundesliga-Wochenende gestritten. Wie am Samstag in Mainz, als Schiedsrichter Florian Meyer auf Handelfmeter entschieden hatte, nachdem FSV-Profi Bo Svensson Leverkusens Manuel Friedrich aus kurzer Distanz an den Arm geschossen hatte. Andreas Ivanschitz verwandelte den Strafstoß zum entscheidenden Tor.

Oder wie eine Woche zuvor in Nürnberg, als Freiburgs Cedric Makiadi im Strafraum den Ball von Teamkollege Jan Rosenthal an den Ellenbogen gespielt bekommen hatte. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied auf Elfmeter, das Spiel endete 1:1.

Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus. Wenn kein Handspiel gepfiffen wird, ist der Ärger beim Gegner nicht minder groß: Etwa als HSV-Profi Dennis Aogo beim Nord-Derby gegen Werder Bremen den Ball vor seinem Treffer mit dem Oberarm mitgenommen hatte. Der HSV siegte 3:2.

Sogar die überlegenen Bayern hatten schon Glück: Beim DFB-Pokal-Viertelfinale in Augsburg übersah Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer ein klares Handspiel von Dante im eigenen Strafraum — Bayern siegte 2:0.

Eine Lösung scheint nicht in Sicht. Laut Fifa-Regeln liegt ein Handspiel vor, „wenn ein Spieler den Ball mit seiner Hand oder seinem Arm absichtlich berührt“. Das klingt zunächst einfach. Die Schiedsrichter haben bei ihrer Entscheidung jedoch noch andere Dinge zu beurteilen: etwa die Bewegung der Hand zum Ball, die Entfernung zwischen Gegner und Ball oder die Position der Hand.

Sogar die Spieler haben Mitleid. „Handspiel ist eine ganz schwierige Nummer, die wohl am schwierigsten zu treffende Entscheidung“, sagte Bayerns Nationalspieler Thomas Müller gestern. „Der Schiedsrichter hat Spielraum und kann nur ins Fettnäpfchen treten.“

Selbst nach vielen Zeitlupen und verschiedenen Perspektiven können sich Experten, Trainer, Fans und Profis häufig nicht einigen. Doch Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel will die Debatte versachlichen. „Die Vorgaben sind klar“, sagte er dem „Kicker“. Wenn ein Spieler seine Körperfläche vergrößere, „ist dies als Handspiel zu ahnden“. Eine generelle Regeländerung nach dem Motto „Hand ist Hand“ sieht der frühere Schiedsrichter kritisch.

Zum aktuellen Aufreger vom Samstag in Mainz widerspricht Fandel allerdings Schiedsrichter Meyer, der sich auch nach dem Spiel noch im Recht sah. „Der Arm auf Kopfhöhe, das ist keine natürliche Bewegung“, hatte Meyer erklärt. „Der Elfmeterpfiff war nach Ansicht aller Fernsehbilder falsch“, sagte dagegen Fandel.

Friedrichs Armhaltung sei natürlich gewesen, „weil er mit dem ausgestreckten Bein den Ball erreichen wollte und der Arm in Körpernähe war“. Zwei Schiedsrichter, zwei Meinungen. Nur eines ist sicher: Die Debatte wird niemals enden.

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