Wenn der Mann in Schwarz „Rot“ zeigt

Bei 220 Entscheidungen in einem Bundesligaspiel sind mehr als 90 Prozent immer richtig, sagen die kritisierten Referees.

Düsseldorf. Es erwischt sie immer bei Fehlentscheidungen. Dann stehen sie im Bannstrahl der fußballinteressierten Öffentlichkeit und werden zur Zielscheibe. Und keinen interessiert, wenn es nur eine einzige Fehlentscheidung war.

Hellmut Krug reagiert darauf fast aggressiv. „Ein Schiedsrichter trifft im Durchschnitt 220 Entscheidungen pro Bundesligaspiel. Und mehr als 90 Prozent seiner Entscheidungen sind richtig“, sagt der Schiedsrichter-Koordinator der Deutschen Fußball Liga (DFL), früher selbst einer der renommiertesten deutschen Schiedsrichter weltweit.

„Eine falsche Entscheidung in einem Spiel kann ich nie ausgleichen. Ein Fußballprofi, der ein Eigentor erzielt, wird dafür nicht mehr kritisiert, wenn er andererseits zwei spielentscheidende Treffer markiert. Den Spielern bleibt immer die Möglichkeit der Korrektur, uns nicht“, sagt Fifa-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer.

Und muss dann mit dem öffentlichen Druck fertig werden. Für Konsequenzen seiner Urteile auf dem Spielfeld. Kinhöfer: „Und trotzdem finde ich meine Entscheidung immer noch richtig, mich mit 18 Jahren für das Schiedsrichterwesen entschieden zu haben und dagegen, weiter Fußball zu spielen.“

Hauptberuflich ist Kinhöfer Controller bei einem Energie-Unternehmen. Und Schiedsrichter kann er nur sein, weil er einen großzügigen Arbeitgeber hat. Schiedsrichter müssen in Hundertstelsekunden entscheiden, die Kritik entzündet sich meist an den Zeitlupen.

„Es gibt Fouls, die sind erst in der fünften Wiederholung erkennbar, wir dürfen aber nur eine Entscheidung fällen“, sagt Kinhöfer. Und bittet um mehr Verständnis. „Noch ist kein Verein wegen unserer Entscheidungen abgestiegen“, sagt Krug bei einer Veranstaltung des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (vds) in Düsseldorf.

Zehn bis zwölf Kilometer sind sie unterwegs pro Spiel in der Bundesliga. Immer in möglichst optimaler Position. Auf Ballhöhe. Und immer in der Kritik. „Wir kommen zu schlecht weg“, sagt Hellmut Krug.

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