Wenn Retter Bayern kommt

Alemannia Aachen ist insolvent. Das Gastspiel des Rekordmeisters spült Geld in die Kasse — wie schon in St. Pauli, in Düsseldorf — oder beim KFC Uerdingen.

Aachen. Sie hatten es am Sonntag schön warm — ob Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Franck Ribéry, Javi Martínez oder Mario Mandzukic. Diese Bayern mussten nicht wieder bibbernd Fußball spielen in der Kälte, wie am Samstag beim 2:0-Pflichtsieg gegen Greuther-Fürth in der Liga.

Sie blieben einfach in München, regenerierten, während der Klub wieder einmal in der Republik auf Rettungs-Tour ging. Auch mit weniger kangvollen Namen wie Pierre-Emile Hojbjerg, Emre Can oder Diego Contento. Nein, keine Rettungstour in eigener Sache. Wie auch? Mit neun Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Liga bedarf es keiner Hilfe für die Bayern. Sie sind es, die retten, was noch zu retten ist.

Sonntag also Aachen, auf dem Tivoli. Der Verein hat Ende November 2012 Insolvenz angemeldet, nachdem sich die Alemannia noch vor acht Jahren als DFB-Pokalfinalist von 2004 im Uefa-Cup bis in die dritte Runde gespielt hatte — mit Stars wie Erik Meijer und Willi Landgraf. Ein sportlicher Abstieg bis in die dritte Liga und ein sündhaft teueres, neues Stadion sind die Marksteine des Niedergangs.

31 000 Zuschauer leisteten ihren finanziellen Beitrag und sahen den 5:2 (2:1)-Erfolg der Münchner. Die Aachener gingen durch Timmy Thiele in Führung (14). Mario Gomez (29.) erzielte das 1:1 im munteren Spiel bei Schneetreiben. Jerome Boateng (43.) sowie Arjen Robben (74./77.) und erneut Gomez (80.) sorgten für die weiteren Münchner Treffer. Zwischenzeitlich hatte Kai Schwertfeger (56.) für das Team von Trainer René van Eck zum 2:2 getroffen.

Die Bayern sind also durchaus auch gern gesehen. In diesem Jahr wollen sie dem von Insolvenz bedrohten FC Hansa Rostock mit einem Benefiz-Spiel helfen. Im vergangenen Jahrzehnt unterstützten die Bayern reichlich in der Not. Wie 2003 beim Kiezclub FC St. Pauli, der als darbender Regionalligist beim 0:1 dank der 20 629 Zuschauer am Millerntor 271 112 Euro einnahm.

2005 verschaffte der Rekordmeister dem damaligen Drittligisten Fortuna Düsseldorf zur Einweihung der Arena mit 44 583 Zuschauern eine stattliche Einnahme — das 1:5 aus Fortuna-Sicht war nebensächlich. Und nur ein Jahr später profitierte auch der KFC Uerdingen, der zwar 0:4 verlor, aber doch gewann. Die Uerdinger hatten seinerzeit in der Not gar einen Kaderplatz über „Ebay“ zum Kauf angeboten. Markus Oellers hatte den Zuschlag erhalten — und durfte noch zwei Minuten gegen Ballack und Co. mitwirken.

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