WM-Finale: Diese Elf will ihren Traum erfüllen

Sonntagabend greift die deutsche Nationalmannschaft gegen Argentinien nach dem vierten deutschen WM-Titel. Eine Elf, die fokussiert ist — und nicht ein Mal gefeiert hat.

Die Final-Elf.

Die Final-Elf.

Santo André. Immer wieder ist vom „Fokus“ die Rede. Und auf was man ihn richtet. Was für Zuhörer gelegentlich ermüdend wirkt, ist nicht weniger als das Erfolgsgeheimnis dieser deutschen Nationalmannschaft. Keine vor ihr war in der Lage, sich in dieser zielgerichteten Klarheit auf die entscheidenden Momente einer Weltmeisterschaft zu konzentrieren, keine vor ihr bereitete sich professioneller auf entscheidende Spiele vor.

Aufstellung für das Finale.

Aufstellung für das Finale.

„Diese Mannschaft hat noch nicht ein einziges Mal gefeiert, wir haben früher immer mindestens einen Tag gehabt, wo es richtig abgegangen ist. Bei dieser Mannschaft nicht“, sagt Teammanager Oliver Bierhoff, Europameister von 1996, zwei Tage vor dem Endspiel um die Weltmeisterschaft gegen Argentinien im Maracanã von Rio de Janeiro am Sonntag.

WM-Finale: Diese Elf will ihren Traum erfüllen
Foto: grhi

„In Rio hauen wir alles ‘raus, was wir haben“, sagt Torjäger Thomas Müller. „Wir wollen den Cup nach Deutschland holen, wir wollen den vierten Titel für Deutschland.“ Es klingt nicht überheblich oder arrogant. Es klingt überzeugt und zuversichtlich. „Wir haben Wochen und Monate für dieses Ziel gearbeitet, jetzt wollen wir auch gegen Argentinien gewinnen“, sagt Kapitän Philipp Lahm. „Und dann werde ich früh schlafen gehen, also in der Früh.“ Der Saal lacht.

Hier geht es lang: Die Cristo-Statue in Rio de Janeiro weist den Weg ins Maracanã-Stadion. Hier will die DFB-Elf Sonntag den Titel.

Hier geht es lang: Die Cristo-Statue in Rio de Janeiro weist den Weg ins Maracanã-Stadion. Hier will die DFB-Elf Sonntag den Titel.

Foto: dpa

Es ist diese Kombination aus Konzentration und Lockerheit, die diese Mannschaft erfolgreich macht. „Und der Bundestrainer hat daran den entscheidenden Anteil“, sagt Oliver Bierhoff. Joachim Löw hat seine Coolness auf das Team übertragen. Sie denken nicht an die Vergangenheit, an das verlorene Finale von 1986 in Mexiko, oder das gewonnene von 1990 in Rom, sie interessieren sich nur für ihr eigenes Spiel gegen Argentinien. „Alles andere ist weit weg und spielt keine Rolle. Man kann die Zeiten und die Mannschaften auch unmöglich miteinander vergleichen“, sagt Philipp Lahm.

In Rio de Janeiro wird es darum gehen, die Defensive Argentiniens zu überwinden. „Wir müssen unser Spiel aus der Abwehr gut aufbauen, in die Zwischenräume kommen. Bis wir ein Tor machen. Und wenn es nicht gelingt, dann machen wir es mit unseren Standards, das hat in Brasilien ja schon gut hingehauen“, sagt Müller, der in Brasilien bereits fünf Treffer erzielte. Und unbedingt im Finale von Rio wieder treffen will. „Ich habe gegen Lionel Messi noch kein Pflichtspiel verloren, aber wir müssen gegen Argentinien verteidigen, nicht nur gegen Messi.“

Sie haben eine klare Vorstellung von dem, was sie erwartet. Fast das ganze Stadion wird sie unterstützen, weil die Brasilianer den Erzfeind aus Argentinien verlieren sehen wollen. „Ich gehe nicht davon aus, dass wir zur Halbzeit wieder mit 5:0 führen“, sagt Müller.

Manager Oliver Bierhoff will zwei Tage vorher nur ein „Zwischenfazit“ ziehen: „Die Mannschaft ist auf Rio de Janeiro ausgerichtet. Sie hat eine hohe Qualität, sie hat den unbedingten Erfolgswillen, jeder einzelne Spieler hat das Ziel, optimal zu arbeiten. Es muss unbedingt gelingen, die Spannung bis Sonntag hochzuhalten. Aber es ist eben auch noch ein alles entscheidendes Spiel.“

Weil alles andere trügerisch sein kann, sagt Bierhoff: „Es darf sich nicht der Glauben breitmachen, das Spiel sei schon gewonnen, Wenn wir da sind, werden wir das Feuer spüren. Wir wollen diesen Titel, der nicht nur ein Titel für die Mannschaft und ihren Trainer, sondern einer für ganz Fußball-Deutschland ist.“

Für Bierhoff ist Joachim Löw derjenige, der für die einmalige Einstellung verantwortlich ist. „Er ist es, der die Linie vorgibt, weil er selbst eine klare und unverwechselbare Linie hat. Wir haben 2002 gewurschtelt, die Mannschaft von Löw geht das 2014 alles ganz anders an.“ Es gibt Stimmen, die Löw auffordern, auf jeden Fall weiterzumachen und seinen Vertrag bis zur EM 2016 zu erfüllen. Unabhängig davon, wie das Finale ausgeht.

“ Sonntag, 21 Uhr/ARD

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