3:0 - Oranje macht Brasiliens WM-Fiasko perfekt

Brasília (dpa) - Arjen Robben winkte strahlend in die TV-Kameras und warf Kusshände ins Publikum, der selig lächelnde Louis van Gaal nahm die Glückwünsche seiner Oranje-Trainerkollegen entgegen.

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Mit dem 3:0 (2:0) im kleinen WM-Finale gegen den erneut entzauberten Gastgeber Brasilien sicherten sich die Niederlande Platz drei und machten das Fiasko für die mit Pfiffen verabschiedete Seleção perfekt.

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„Es ist ein schönes Ende. Hiermit haben wir den Kater ein wenig weggespült, aber die Enttäuschung überwiegt weiter. Wir waren so nah dran. Wir haben alles gegeben, ich bin so stolz. Es war ein Fest, mit diesem Team zu spielen, wir hatten das Finale verdient. Ich bin komplett leer“, sagte der überragende Robben, der vor 68 034 Zuschauern in Brasília die Treffer durch Robin van Persie (3./Foulelfmeter), Daley Blind (17.) und Georginio Wijnaldum (90.+1) vorbereitet hatte, im niederländischen TV-Sender NOS.

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Während sich die Oranje-Spieler zum Empfang der Bronzemedaillen vor einer eigens errichteten Bühne versammelten, hatten die niedergeschlagenen Brasilianer bereits das Weite gesucht. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist ein furchtbares Gefühl“, sagte Mittelfeldspieler Oscar ratlos. Auch Thiago Silva war restlos bedient. „Uns bleibt das Gefühl der Frustration. Dass es so zu Ende geht, haben wir nicht verdient. Wir müssen uns beim Volk entschuldigen.“ Und Hulk sagte: „Wir gehen alle sehr traurig, und die Brasilianer sind sehr traurig mit uns.“

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Der verletzte Neymar, der vor dem Spiel unter großem Beifall auf die Tribüne gehumpelt war, guckte ernüchtert ins Leere. Vier Tage nach der 1:7-Pleite im Halbfinale gegen Deutschland hatten die Hausherren das erhoffte versöhnliche Ende des Heimturniers klar verpasst. Eine Entscheidung über die Zukunft von Trainer Luiz Felipe Scolari blieb nach der zweithöchsten brasilianischen WM-Niederlage aus - eine Verlängerung des auslaufenden Kontraktes wäre aber eine Überraschung. „Es ist Entscheidung des Verbandspräsidenten, was mit mir passiert. Ich werde meine Zukunft nicht mit Ihnen diskutieren“, sagte der Coach auf die Frage eines Journalisten.

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Dabei standen die Zeichen vor dem Anpfiff noch auf Versöhnung: Brasiliens Team wurde bejubelt - am lautesten beim Eintreffen von Neymar. Buhrufe musste sich dagegen Scolari anhören, dem das 1:7 gegen Joachim Löws Mannschaft angekreidet wurde. Aber trotz der sechs Umstellungen im Team erwiesen sich die WM-Gastgeber auch gegen die konterstarke Oranje-Elf als überaus anfällig in der Defensive. Schon Mitte der ersten Halbzeit machten die brasilianischen Fans ihrem Unmut über das wenig kreative Spiel mit ersten Pfiffen gegen das eigene Team Luft. Zur Pause schlug Scolaris Schützlingen fast schon Gleichgültigkeit entgegen.

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Die Niederländer beschränkten sich nach der schnellen Führung im Gegensatz zum deutschen Angriffswirbel auf das Verwalten der Führung. Standards brachten das Team sogar mehrfach in Bedrängnis. Louis van Gaal schimpfte in seinem letzten Spiel als Bondscoach kurz vor der Halbzeit wild mit seinen Verteidigern, die den Angriff der Hausherren mit Jô anstelle von Fred nach dem Wechsel besser im Griff hatten.

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Das Duell der Enttäuschten begann mit einem Paukenschlag. Der nach Ablauf seiner Gelb-Sperre in die Seleção zurückgekehrte Thiago Silva riss Robben nach nur 90 Sekunden beim Sprintduell zu Boden, Schiedsrichter Djamel Haimoudi aus Algerien zeigte auf den Elfmeterpunkt, obwohl das Foul vor der Strafraumgrenze geschah. Dabei ließ der Unparteiische beim Sünder Gnade vor Recht ergehen. Statt der Roten Karte für eine Notbremse erhielt der Abwehrspieler von Paris St. Germain nur Gelb. Van Persie war's egal, er verwandelte den Strafstoß sicher zu seinem vierten Turniertor.

Nach 17 Minuten folgte der nächste Stimmungskiller, als David Luiz den Ball nach Jonathan de Guzmans Flanke vor die Füße von Blind köpfte, der das Geschenk dankbar annahm und sein erstes Tor für die Elftal markierte. Van Gaal hatte de Guzman kurzfristig aufbieten müssen, nachdem sich Wesley Sneijder beim Warmmachen verletzte.

Im zweiten Durchgang versuchten die Brasilianer mit allen Mitteln, dem Spiel doch noch eine Wende zu geben - auch mit unfairen. Mit Fouls vor allem gegen den schnellen Robben wurden immer wieder Gegenangriffe von Oranje unterbunden. Fernandinho war nach mehrfachem überharten Einsteigen mit der Gelben Karte noch gut bedient.

Erst in der 60. Minute geriet das Gehäuse von Jaspar Cillessen beim Schuss von Ramires wieder in Gefahr, doch der Ball ging knapp links vorbei. Acht Minuten später reklamierten die Brasilianer einen Strafstoß für sich, als Oscar beim Duell mit Blind zu Fall kam. Stattdessen zeigte der wenig souveräne Haimoudi dem verdutzten Chelsea-Profi Gelb wegen einer angeblichen Schwalbe.

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