Seehofer und die bayerischen Weltmeister: Empfangen wird, wer Glanz dabei hat

Nach dem Flug- und Feiermarathon müssen die Bayern nicht nur in Berlin parat stehen. Auch CSU-Chef Horst Seehofer ruft.

Seehofer und die bayerischen Weltmeister: Empfangen wird, wer Glanz dabei hat
Foto: dpa

Düsseldorf. Franz Beckenbauer bringt die Dinge gern auf den Punkt. Der neue Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger, sagte der Kaiser am Dienstag, sei ein griechischer Held. „Er wurde getreten, geschunden, krümmte sich schmerzverzerrt und blutend, hat sich stets wieder zurückgekämpft wie ein Löwe, der sein Rudel verteidigt“, befand Beckenbauer über den Argentinien-Bezwinger. Und in München saß Horst Seehofer und grübelte.

Her mit dem Helden! Dass mir der Schweinsteiger ja nicht unbemerkt gen Südsee entschwirrt, wird der bajuwarische Ministerpräsident mit abfallenden Umfragewerten seiner Abteilung für Öffentlichkeit aufgegeben haben. Und der Lahm? Einkassieren! Neuer? Darf nicht fehlen! Müller? Joa mei, der spricht sogar in Brasilien bayerisch — Extraorden! Glanz hoch vier. Nein, sieben Münchener Weltmeister sind es: Boateng, Kroos und Götze — nehmen wir auch noch mit.

Hunderttausende feiern die Weltmeister in Berlin
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Rücksicht auf vornächtliche Exzesse in Rio, den elfstündigen Flug von Rio nach Berlin-Tegel (Unter Seehofer stünde, na klar, längst der Willy-Brandt-Flughafen) in der nächsten Nacht und anschließende Tänze mit Helene Fischer in Berlin ist nicht drin. Wem in Rio das Feuerwerk über dem Nachthimmel galt, wer in Deutschlands Mitte von 400 000 Menschen empfangen wurde, der hat die Krönung noch nicht erlebt: ein Treffen mit Horst. Bavaria bleibt Bavaria, so viel Zeit muss sein.

Publikum, heißt es vorher in Bescheidenheit, ist nicht dabei. Kommt dann aber doch überraschend anders: n-tv ist live drauf, die Blaskapelle spielt am roten Teppich Seehofers Rhythmus, raus aus dem Flugzeug, rein in seine Arme. Jedem WM-Kämpfer wird die 300 000-Euro-Prämie mit einem bayerischen Porzellanlöwen aufgebessert, dazu reichen Horsts Helfer Weißbier auf dem Rollfeld des Franz-Josef-Strauß-Flughafens (steht seit 1992, Herr Wowereit!), das Goldene Buch hat jetzt noch Zeit. Nur Uli Hoeneß fehlt, den konnte selbst der Landeschef so schnell nicht herbeizitieren. Oder wie es der TV-Reporter sagte: „Es gibt bisher keine Informationen von Hoeneß, die aus dem Gefängnis herausdringen.“ Was ist nur los mit den Bayern?

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