Zwanzigers Promotion-Tour für FIFA-Reformen

Nyon (dpa) - Im Mai will sich die FIFA neue Regeln geben, um verlorenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Advokat der Reformen ist Theo Zwanziger. Auch bei der UEFA muss der ehemalige DFB-Chef Überzeugungsarbeit leisten.

Die 53 nationalen Fußball-Präsidenten bitten zum Spitzentreffen.

Die Aussicht auf den Genfer See mag besonders beschaulich sein. Zwanziger hat bei seinem Arbeitsbesuch in der UEFA-Zentrale aber sicherlich keinen Blick für Naturschönheiten. Als Sondergesandter der FIFA redet der ehemalige DFB-Chef am Donnerstag mit den 53 nationalen Fußballpräsidenten des Kontinents über die angestrebte Reformierung und Demokratisierung des Weltverbandes.

Offiziell gilt die top-besetzte Runde als Informationstreffen, doch für Zwanziger geht es als Leiter der „Task Force Statutenrevision“ auch um harte wie notwendige Überzeugungsarbeit. Ohne Unterstützung der UEFA-Verbände ist das Reformwerk, das der FIFA und ihrem Präsidenten Joseph Blatter wieder Glaubwürdigkeit verleihen soll, nicht durchsetzbar.

„Der Reformprozess wurde gerade von den Europäern sehr gewünscht. Ich gehe davon aus, dass die Europäer nun auch der Motor der Reformen sein werden“, sagte Zwanziger der Nachrichtenagentur dpa. Beim FIFA-Kongress am 31. Mai auf Mauritius müssen mindestens 75 Prozent der 209 FIFA-Mitglieder den Reformanträgen zustimmen, sonst ist die Glaubwürdigkeitsoffensive Blatters mit Zwanziger als Architekt gescheitert. „Ob es für die letzten Schritte reicht, wird man sehen müssen. Es ist eine Dreiviertelmehrheit notwendig. Für die gilt es nun zu werben“, sagte Zwanziger.

Die Mission in Nyon ist aber heikler als sie scheint. Auch bei Europas Fußball-Spitzenfunktionären ist die Zustimmung für die von Blatter nach den vergangenen Skandalen angeschobene Erneuerung nicht unumstritten. Widerstand regt sich offenbar mittlerweile bis in höchste Kreise bei Welt- wie Kontinentalverband.

„Viele, von denen man denkt, dass sie etwas verändern wollen, denken nur an sich und ihre eigene Karriere“, zitierte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ den Leiter der „Unabhängigen Kommission für Governance“ der FIFA, Mark Pieth.

Immerhin der deutschen Unterstützung kann sich Zwanziger sicher sein. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sieht in dem Meeting auch keine ultimative Brisanz. „Es müssen viele Detailfragen geklärt werden“, sagte er. An der grundsätzlichen Zustimmung zu den neuen Anti-Korruptionsmaßnahmen könne es keine Zweifel geben.

Das hofft auch Zwanziger. Denn: Wenn Europa schon wankt, ist die Zustimmung aus den der Korruption eher verdächtigen Kontinentalverbänden noch unwahrscheinlicher. „Mein ganzes Engagement bei der FIFA gilt den Reformen. Ich bin zuversichtlich, dass wir nun diese Schritte gehen werden“, sagte Zwanziger.

Beharrlich glaubt der ehemalige DFB-Präsident an den Erfolg. „Man kann Dinge nur von innen heraus ändern. Das war meine Motivation und das ist sie bis heute“, sagte er. Nach der Etablierung der Ethikkommission mit unabhängiger Gerichtsbarkeit im vergangenen Jahr sollen weitere Demokratie-Elemente bei der FIFA Einzug halten. Besonders umstritten ist offenbar weiterhin die Leumunds-Klausel, nach der sich FIFA-Funktionäre einem Anti-Korruptionscheck unterziehen müssen, bevor sie in Amt und Würden kommen.

Diskutiert wird neben einer Reform der WM-Vergabe sowie des Regelgremiums IFAB auch über eine Altersgrenze von 72 Jahren und eine Beschränkung auf maximal zwei Amtszeiten. „Ich würde eine Begrenzung der Amtszeiten einer Altersbegrenzung vorziehen. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass auch Menschen über 70 Jahre gute Arbeit machen können“, sagte Zwanziger.

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