Fußballer im Straßenverkehr - Punktejagd mit Pferdestärken

Fußballer im Straßenverkehr — das ist nicht erst seit dem Fall Marco Reus zu oft eine unheilvolle Allianz.

Fußballer im Straßenverkehr - Punktejagd mit Pferdestärken
Foto: Witters, Patrick Schüller

Düsseldorf. Am Freitag ist der Fußball-Profi Christian Clemens unverletzt geblieben, als er auf der A 3 ohne Geschwindigkeitsbegrenzung von einer Windböe in die Leitplanken gedrückt wurde. Auto: Totalschaden. Clemens: Schock und Schleudertrauma. Was für eine Meldung, die da den FC Schalke 04 trifft. Am Tag, nachdem Erzfeind Borussia Dortmund von der Affäre um den führerscheinlosen, aber fahr-tüchtigen Marco Reus geplagt worden ist. Reus war sieben Jahre lang ohne Führerschein gefahren.

Fußballer im Straßenverkehr - Punktejagd mit Pferdestärken
Foto: Witters, Patrick Schüller

Fußballer im Straßenverkehr, das ist eine bisweilen unheilvolle Allianz, die echte Perlen hervorgebracht hat. Bei denen dem Betrachter aber auch oft das Lachen im Halse stecken bleibt. Weil Unterhaltung auf Gefährdung trifft und des Fußballers Wahnsinn zu häufig als Kavaliersdelikt abgetan wird. Man erinnert sich an Miso Brecko. Der slowenische Kapitän des 1. FC Köln parkte seinen BMW X5 einst mit 1,6 Promille im Blut zwischen Kölner Neu- und Heumarkt auf den Bahngleisen der Linie 1. Die Karnevalsfeier in den Sartory-Sälen geriet zu heftig, die Orientierung Breckos in Unordnung, die vier Reifen waren platt — und der Führerschein weg. Immerhin, so könnte man spotten am Tag eins nach Reus, war zuvor einer da.

Fußballer im Straßenverkehr - Punktejagd mit Pferdestärken
Foto: dpa

Die Last mit dem PKW geht auch an der von Autohersteller Mercedes unterstützten Nationalmannschaft nicht vorbei: Zumindest der Ruf vieler Experten, Herr Reus habe als Vorbild abgewirtschaftet und möge doch in der Nationalelf eine Zwangspause einlegen, hat DFB-Manager Oliver Bierhoff unter Druck gesetzt: Denn zum Vorbild taugt diesbezüglich auch Bundestrainer Joachim Löw nicht. Für sechs Monate musste der 54-Jährige unlängst seinen „Lappen“ abgeben. Zu schnell, zu viel Handy am Steuer, zu viele Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei. Und sündig schon 2006, als der Schein für vier Wochen den Aufenthaltsort wechselte. Wohl auch deshalb beschwichtigte Bierhoff am Freitag im Fall Reus: „Marco hat die Chance verdient zu zeigen, dass er nun die richtigen Konsequenzen zieht. Wir werden ihn dabei unterstützen.“ Die Spieler seien „nicht frei von Fehlern“. Und wohl mit dem Fall Löw im Hinterkopf schloss Bierhoff: „Da schließe ich uns mit ein.“

Dass die Vorliebe für gewichtige und schnelle Karossen dem Fußballer anheim liegt, wissen wir seit Günter Netzer, der sich in Zeiten als Edelkicker und Discobesitzer gerne mit auffälligen Flitzern ablichten ließ. Das gut verdiente Geld lud schon seinerzeit zu Konsum und Statussymbolen ein. Derweil füllt der unerschöpfliche Reichtum des Spitzenfußballers von heute manchem gar die Garagen zwei und drei. Und ist immer dann Thema, wenn der Profi beim Training doch mal mit der Nobelkarosse vorfährt, anstatt den schnöden Dienstwagen des Sponsors am Klubheim zu parken.

Pferdestärken und ungesunde Hybris einer weitgehend sorglosen Profigeneration laden manchen zum Rasen ein: Für Raul Bobadilla endete das in der straffreudigen Schweiz nicht gut: Mit 111 statt erlaubter 50 km/h raste der heutige Profi des FC Augsburg direkt aus dem Arbeitsverhältnis mit dem FC Basel. Wohl dem, der wenigstens noch einen guten Grund vorweisen kann: 2009 raste der Schalker Gerald Asamoah zu seiner hochschwangeren Frau. Mit 185 km/h durch die 80er-Zone. Am Ende wohl pünktlich. Aber außerhalb jeder Vernunft.

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