Stefan Effenberg Großes Ego fängt klein an

Der ehrgeizige Stefan Effenberg gibt sein Debüt als Trainer beim Fußball-Zweitligisten SC Paderborn. Da prallen Welten aufeinander.

Für Stefan Effenberg ist Paderborn die erste Trainerstation.

Für Stefan Effenberg ist Paderborn die erste Trainerstation.

Foto: dpa

Paderborn/Düsseldorf. Stefan Effenberg wird also Trainer. In Paderborn. Man darf wohl sagen: Da prallen Welten aufeinander. Effenberg, Meister und Champions-League-Sieger mit Bayern München, Pokalsieger mit Bayern und Gladbach, eine mit enormem Ehrgeiz und ebenso großem Ego ausgestattete Erfolgstype, gibt sein Trainer-Debüt beim Fußball-Zweitligisten in der ostwestfälischen Provinz. Und übt sich erst mal in Bescheidenheit, die allerdings zwischen den Zeilen klar macht, dass der Bundesliga-Absteiger nur eine Durchgangsstation sein soll: „Für den Einstieg in dieses Metier ist Paderborn eine Top-Adresse, was auch die eindrucksvollen Karrieren meiner Vorgänger zeigen“, erklärte der 47-Jährige am Dienstag.

Tatsächlich war den Nachwuchstrainern Roger Schmidt (heute Leverkusen) und André Breitenreiter (heute Schalke) beim SC Paderborn der erste bedeutende Schritt in ihrer Laufbahn gelungen. Allerdings waren beide vergleichsweise unbeschriebene Blätter. Und sie werden vermutlich bis ans Karriere-Ende nicht so viele Schlagzeilen liefern, wie es ein Stefan Effenberg in seinen besten Zeiten in einem Jahr geschafft hat. Sein „Stinkefinger“-Image, begründet bei der WM 1994 mit einer Geste in Richtung Fans, hat der gebürtige Hamburger mal unfreiwillig, mal bewusst und gerne bedient. Die Biographie, die Effenberg kurz vor dem Ende seiner Profikarriere 2003 glaubte schreiben zu müssen, muss man nicht lesen. Der Titel sagt ohnehin alles. Er lautet: „Ich hab’s allen gezeigt.“

Effenberg gefiel sich immer schon in der Pose eines aggressiven Anführers. In seiner Zeit bei Gladbach ließ er sich mal einen Tigerkopf ins Haar rasieren. Dort wurde der „Tiger“ allerdings auch böse gerupft. 2011 war er das Aushängeschild einer Opposition, die Präsident Rolf Königs und Sportdirektor Max Eberl stürzen wollten. Borussias Vereinsmitglieder erteilten dem einst gefeierten Ex-Profi eine Abfuhr, die wie eine schallende Ohrfeige klang.

Seither bastelte er vergleichsweise leise an einem neuen Kapitel in seiner „Ich hab’s allen gezeigt“-Karriere. 2012 absolvierte er den Trainerlehrgang. Seitdem schien er auf den richtigen Job zu warten und vertrieb sich als TV-Experte die Zeit. Schalke wollte ihn nicht, den Job als Trainer von Bayerns U 23-Mannschaft wiederum lehnte Effenberg selbst ab. Vierte Liga, das schien ihm doch zu tief unter seinem Niveau. Jetzt also das beschauliche Paderborn. „Die Chemie passt“, behauptete SCP-Präsident Wilfried Finke am Dienstag frohgemut. Effenberg wird beim Zweitliga-15. Nachfolger des beurlaubten Markus Gellhaus und erhält einen Vertrag bis Juni 2017. Am Donnerstag leitet er sein erstes Training, am Freitag gibt er sein Trainerdebüt gegen Eintracht Braunschweig. Co-Trainer wird der 29-jährige Sören Osterland, der aktuell die U19-Nationalmannschaft von Ungarn betreut.

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