DHB-Frauen ohne EM-Druck - „Das war wie ein Erdbeben“

Novi Sad (dpa) - Die kleine Feier im Hotel hatte sich Katja Schülke redlich verdient - mit ihrer Weltklasseleistung bewahrte sie die deutschen Handballerinnen vor dem dritten Vorrunden-Aus bei einem großen Turnier in Serie.

„Dieser Spielverlauf hat die Nervenschlacht auf die Spitze getrieben. Aber irgendwann musste das Glück ja auch mal zurückkehren“, sagte die Torhüterin nach dem 17:16-Krimi gegen Kroatien am Freitagabend. Ihre sensationelle Parade kurz vor dem Schlusspfiff des letzten Vorrundenspiels, als Aneta Peraica freie Bahn zum Tor hatte, sicherte den Deutschen die Teilnahme an der Hauptrunde der Europameisterschaft in Serbien.

Hätte Schülke - mit 16 abgewehrten Bällen erneut überragende Spielerin der DHB-Auswahl - nicht pariert, hätte ihr Team die Koffer packen müssen. Bereits bei der EM 2010 und der WM 2011 war Deutschland jeweils in der Vorrunde gescheitert. „Das war schon kein Stein mehr, der uns vom Herzen gefallen ist. Das war ein Erdbeben“, meinte Kreisläuferin Anja Althaus: „Jetzt wurden wir endlich für unsere tolle Moral belohnt.“

Schülke hofft nun auf positive Erlebnisse im zweiten Turnierteil. „Wir haben nichts zu verlieren, haben unser wichtigstes Ziel erreicht. Wir haben schon gezeigt, dass wir auch große Gegner schlagen können“, sagte die Leipzigerin. Die deutsche Mannschaft musste am spielfreien Samstag nicht das Quartier wechseln, weil sie weiter in Novi Sad spielt. Ein großer Vorteil, denn durch Schneechaos und einen heftigen Wintereinbruch in Serbien trafen die Mannschaften, die sich aus der Vorrundengruppe in Vrsac qualifiziert hatten, am Samstag mit mehreren Stunden Verspätung in Novi Sad ein.

In der Hauptrunde warten nun allerdings deutlich schwerere Gegner auf die DHB-Auswahl: Am Sonntag (20.15 Uhr) steigt der Auftakt gegen den viermaligen Weltmeister Russland, am Dienstag (18.15 Uhr) folgt das Duell mit dem Olympia-Zweiten Montenegro, und zum Abschluss geht es am Donnerstag (18.15 Uhr) gegen Rumänien. „Diese drei zusätzlichen Spiele gegen internationale Topgegner haben wir uns redlich verdient. Solche Duelle bringen uns voran, wir werden jede Minute nutzen“, sagte Schülke.

Auf das Halbfinale schielen die Deutschen, die als einziges Team keinen Punkt mitgenommen haben, nicht. „Das ist eine richtig harte Gruppe. Nach dem positiven Erlebnis zum Vorrundenabschluss haben wir die Chance, gegen einen Großen zu punkten“, sagte Bundestrainer Heine Jensen. Die neben dem Einzug in die Hauptrunde wichtigste Nachricht für den Dänen: Alle Spielerinnen haben die Vorrunde unbeschadet überstanden, nachdem zahlreiche Leistungsträgerinnen wie Kapitän Isabell Klein in der Vorbereitung ausgefallen waren. Die Möglichkeit eines Spielerwechsels nutzte er nicht, der Kader bleibt bestehen.

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