Handball-Chef: „Gesamtbild verbesserungsbedürftig“

Belgrad (dpa) - Ulrich Strombach ist von der spielerischen Leistung der deutschen Handballer bei der EM nur zum Teil überzeugt. Dennoch hält der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) die Medaillenrunde für möglich.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa spricht er über die Olympia-Qualifikation und Bundestrainer Martin Heuberger.

Wie bewerten Sie den bisherigen Auftritt der deutschen Mannschaft?

Strombach: „Sehr wechselhaft. Erfolgreich, aber in der Art des Zustandekommens nicht überragend. Wohl in der Einstellung, wohl im Auftreten, aber vom Gesamtbild her verbesserungsbedürftig.“

Das Team ist nach dem Hauptrundenauftakt mit 5:1 Punkten Spitzenreiter. Was kann die Mannschaft noch erreichen?

Strombach: „Sie kann sowohl das Halbfinale erreichen, was damit auch die Möglichkeit eröffnet, um die Medaillen mitzuspielen. Und die Chance auf die Qualifikation für die Qualifikation für die Olympischen Spiele ist noch viel besser geworden. Auch durch dieses seltsame System der Qualifikation, dass die IHF da geschaffen hat. Da muss man ja Mathematiker sein, um das von vornherein zu sehen.“

Warum sind Sie dafür, dass dieser Qualifikationsmodus verändert wird?

Strombach: „Ein Qualifikationsmodus muss für die Teilnehmer erkennbar sein. Fragen Sie mal einen der Spieler, ob der genau weiß, was er erreichen muss, um an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Oder zumindest an der Qualifikation. Schon die Qualifikation, die jetzt dazwischengeschaltet ist, das sind drei Turniere, die in den Terminplan der internationalen und nationalen Verbände gar nicht reinpassen. Sie sind aber gewünscht, weil es Turniere sind, die wieder Geld bringen, die Teilnehmer aber nur Geld kosten. Deswegen ist dieses System auf Dauer nicht tragbar.“

Für Martin Heuberger läuft sein erstes Turnier als Männer-Bundestrainer bisher gut. Ist er schon aus dem Schatten seines Vorgängers Heiner Brand herausgetreten?

Strombach: „Daran hatte ich nie einen Zweifel. Obwohl mir die Formulierung, er löst sich aus dem Schatten seines Vorgängers, überhaupt nicht gefällt. Das sind zwei so völlig unterschiedliche Charaktere, die ein Jahrzehnt hervorragend zusammengearbeitet haben. Es war nicht nur eine Konsequenz aus der erfolgreichen Zusammenarbeit, sondern auch ein Werturteil für Martin Heuberger als Trainer, was viele bisher nicht so gesehen haben. Ich hatte nie ein Problem, die Arbeit von Martin Heuberger als erfolgreich zu bezeichnen, auch wenn der Supercup und die Vorbereitung nicht mit dem großen sportlichen Erfolgen in Zahlen zu messen waren. Er hat unser ganzes Vertrauen, das Team hat unser ganzes Vertrauen.“

Wann wird der Vertrag mit Markus Baur als neuer Junioren-Bundestrainer unterschrieben?

Strombach: „Dass wir uns unterhalten haben und auch weitgehend einig sind, ist klar. Ich gehe davon aus, dass er das Amt übernehmen wird und der Vertrag auch zustande kommt. Aber bisher gibt es diesen Vertrag noch nicht.“

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