Handballbund wieder in der Präsidenten-Falle

Leipzig (dpa) - Der überraschende Rücktritt von Präsident Bernhard Bauer hat den Deutschen Handballbund (DHB) vor unerwartete Probleme gestellt. Die unter seiner Führung vermittelte Aufbruchstimmung ist erst einmal dahin.

Eine schnelle Lösung zeichnet sich nicht ab. Und Heiner Brand steht für das Amt nicht zur Verfügung.

Wie geht es weiter?

Einen detaillierten Zeitplan gibt es noch nicht. Die Präsidiumsmitglieder haben sich telefonisch lediglich darauf verständigt, sich Anfang April zu treffen und alles Weitere zu besprechen. Der neue Präsident soll auf einem Außerordentlichen Bundestag gewählt werden. Dieser muss beantragt werden und spätestens sechs Monate danach stattfinden. Bis Dienstag war ein solcher Antrag noch nicht in der Geschäftsstelle eingegangen. Laut DHB-Satzung gibt es keine Frist, binnen der das Amt neu zu besetzen ist.

Wie lange wird die Suche nach einem Kandidaten dauern?

Das wird eine schwierige Angelegenheit. Schon vor der Wahl von Bernhard Bauer hatte sich lange kein Anwärter gefunden. Deswegen hatte sich Bauers Vorgänger Ulrich Strombach auch noch einmal zu einer Verlängerung seiner Amtszeit für zwei Jahre bis 2013 überreden lassen. „Gut geht vor schnell. Da wird es viele Gespräche geben“, sagte Ligapräsident Uwe Schwenker.

Welches Anforderungsprofil muss der neue Präsident haben?

Im Idealfall wie Bernhard Bauer: Aufgeschlossen, reformfreudig, durchsetzungsfähig, ausgleichend, zukunftsorientiert und auch auf internationaler Ebene geachtet. Praktisch geht es darum, das Programm „Perspektive 2020 - Dem deutschen Handball eine Zukunft geben“ fortzusetzen. Der DHB soll weiter professionalisiert, alle Auswahlteams sollen wieder in der Weltspitze etabliert werden.

Welche Kandidaten gibt es?

Bislang hat niemand seinen Hut in den Ring geworfen, jedoch wurde wieder Heiner Brand ins Gespräch gebracht. Der Weltmeister als Spieler und Bundestrainer ist trotz seines bevorstehenden Ausscheidens als DHB-Sportmanager das Gesicht des deutschen Handballs. Das Verhältnis zu seinem früheren Co-Trainer und jetzigen DHB-Leistungssportchef Bob Hanning ist allerdings unterkühlt. Am Dienstag bekräftigte der 62-Jährige, für das Amt nicht zur Verfügung zu stehen. „Ich habe eine andere Lebensplanung“, sagte Brand. Eine interessante Option könnte Andreas Thiel sein. Der frühere Nationaltorhüter ist als Justiziar des Ligaverbandes auf sportpolitischer Ebene bewandert und wird allseits sehr geschätzt.

Sind durch Bauers Demission die Heim-WM der Frauen 2017 und die gemeinsam mit Dänemark auszurichtende Männer-WM 2019 gefährdet?

Nein. Beide Großprojekte sind unberührt davon. Für die Frauen-WM läuft derzeit die Bewerbungsphase für mögliche Gastgeber-Städte. Eine Entscheidung soll bis zum Sommer fallen. Die Männer-WM ist noch so weit weg, dass die für die Bewerbung freigeschaltete Internetseite wieder vom Netz genommen wurde.

Sollte das Amt des DHB-Präsidenten künftig ein Hauptamt sein?

Aufgrund der vielen Aufgaben kommt für das Ehrenamt nur eine Person infrage, die finanziell unabhängig ist. Dies schränkt die Auswahlmöglichkeiten sowohl in Bezug auf das Alter als auch auf den Beruf ein. Für eine Hauptamtlichkeit müsste zudem die Satzung geändert werden. Der DHB hat die Hauptamtlichkeit bereits durch die Installation eines Generalsekretärs gestärkt: Diese Aufgabe übernahm im vergangenen September Mark Schober, der den Verband als Interimspräsident führt.

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