Sorgenkind DHB-Team: Handballer vor WM im Tief

Leipzig (dpa) - Die Erleichterung war groß, die Sorgen um die nahe Zukunft sind es aber auch. Deutschlands Handballer haben in Israel mit Ach und Krach die zwei dringend benötigten Auswärtspunkte eingefahren, um die EM 2014 nicht aus den Augen zu verlieren.

Der 30:27-Zittersieg war jedoch keine Glanztat des Teams, das nach Lesart des Weltverbandes immer noch Weltranglisten-Erster ist. „Das war ein Pflichtsieg“, stellte Spielmacher Michael Haaß klar. Die bereits durch die 27:31-Heimpleite gegen Montenegro geweckten Befürchtungen für die WM im Januar sind weiter präsent.

„Normalerweise muss man sagen, dass Israel nicht unser Anspruch sein dürfte. Aber im momentanen Zustand und dem Spiel von Montenegro im Rücken sind wir einfach nur froh, dass wir gewonnen haben“, bekannte Haaß nach seinem zweiten Länderspiel nach neunmonatiger Abwesenheit wegen eines Sprunggelenkbruchs.

Die Männer-Nationalmannschaft, als Europameister von 2004 und Weltmeister von 2007 das eigentliche Zugpferd des Deutschen Handballbundes (DHB), ist in bedenklicher Verfassung. Die Leistungsschwankungen sind permanent und pendeln beinahe mit dem Ausschlag einer Überschlagschaukel. „Wir können gegen jeden gewinnen, aber wir können uns auch gegen jeden schwertun. Daran gilt es zu arbeiten“, konstatierte Haaß.

Doch beim Vorsatz harter Arbeit stoßen Bundestrainer Martin Heuberger und seine Spieler an Grenzen, die sie sich nicht selbst gesetzt haben. Der vom 3. bis 5. Dezember in Barsinghausen geplante Auswahllehrgang wird nur mit einem Rumpfteam stattfinden können. Grund ist die nicht langfristig angekündigte Ansetzung von zwei Bundesliga-Spielen am 5. Dezember. „Jetzt fehlt mir ein halbes Dutzend Spieler aus Berlin, Flensburg und Melsungen“, beklagte Heuberger.

Angesichts der Fülle seiner zu lösenden Probleme vor der WM vom 11. bis 27. Januar in Spanien ist das für ihn „alles andere als ideal“. Und der eigentlich entschärfte Konflikt vergangener Jahre zwischen Liga und DHB bezüglich der Vorbereitungszeit für die Nationalmannschaft auf Höhepunkte ist damit trotz anderslautender Beteuerungen wieder zutage getreten.

„Nur im Schulterschluss kann der Handball wachsen, und die Nationalmannschaft ist und bleibt dabei unser wichtigstes Team“, sagte Holger Kaiser, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL, in einem Interview mit dem „Handball-Magazin“. Sein Geschäftsführer-Kollege Frank Bohmann ergänzte: „Und wir wollen mit Herz und Verstand daran mittun, unsere Nationalmannschaft zu alter Stärke zu führen - und das auch aus egoistischen Beweggründen.“

So ist die Zeit für wirklich intensive Trainingseinheiten arg beschnitten. Vom 27. bis 30. Dezember trifft sich die komplette Auswahl in Steinbach, und ab 2. Januar setzt die unmittelbare WM-Vorbereitung ein. Darin enthalten sind drei Testspiele gegen Schweden am 3. und 5. Januar sowie gegen Rumänien am 9. Januar. Drei Tage darauf steht in Granollers die WM-Auftaktpartie in der Gruppe A gegen Brasilien an.

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