THW Kiel nach Gala gegen „Löwen“ hochgelobt

Mannheim (dpa) - Als die Schlusssirene in der Mannheimer SAP-Arena ertönte, waren die Kräfteverhältnisse im deutschen Handball aus Sicht des THW Kiel wiederhergestellt. Der Rekordmeister hatte sich durch das eindrucksvolle 28:17 (14:7) den angestammten Platz an der Tabellenspitze zurückerobert.

Die Norddeutschen hatten den aufmüpfigen Rhein-Neckar Löwen den ersten Punktverlust der Saison beigebracht und gleichzeitig eine Lehrstunde erteilt. „Wir wussten, dass wir heute etwas Außergewöhnliches bringen müssen. Das haben wir geschafft“, war THW-Coach Alfred Gislason rundum zufrieden mit seinem Team, das nun mit 27:1 Zählern an der Spitze vor dem Kontrahenten (26:2) thront.

Vorausgegangen war eine akribische Vorbereitung. „Das war die intensivste Woche, die ich mit dieser Mannschaft je erlebt habe. Wir wollten uns und den Leuten zeigen, dass wir die beste Mannschaft in Deutschland sind. Und das ist uns gelungen“, sagte Kiels Filip Jicha, der mit neun Treffern bester Werfer des Spiels war.

„Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen“, stellte dagegen Löwen-Verteidiger Oliver Roggisch ernüchtert fest. Am liebsten würde der 34-Jährige das Spiel ganz schnell abhaken und nach vorne schauen. „Wir werden jetzt einen Teufel tun und alles schlechtreden. Wir haben gegen die beste Mannschaft der Welt verloren. Das kann man. Allein die Höhe gefällt mir nicht“, sagte er. „Vielleicht waren wir einfach noch nicht bereit für dieses kleine Finale.“

Das Fehlen von Kapitän Uwe Gensheimer, der am Dienstag an der Achillessehne operiert wurde und mindestens sechs Monate pausieren muss, will Roggisch nicht als Entschuldigung geltenlassen. „Ich glaube, das wäre eine schlechte Ausrede, wenn ich Uwe vorschieben würde. Kevin Bitz hat seine Sache ganz gut gemacht, er war einer der besseren Spieler bei uns.“

Und der 19-Jährige blieb als Gensheimer-Ersatz vor den 13 200 Zuschauern in der ausverkauftem Halle erstaunlich cool und markierte sogar den ersten Treffer für die Löwen. „Ich habe mir vorgenommen, mir nicht in die Hosen zu machen und voll reinzugehen. Und es war so, wie ich mir das vorgestellt habe“, sagte er. „Die Spieler, die ich normalerweise nur aus dem Fernsehen kenne, sahen tatsächlich genauso aus. Und ab da war es ein stinknormales Spiel. Wir haben nur zwei Punkte verloren, das ist kein Beinbruch.“

Im EHF-Cup beim griechischen Meister AC Diomidis Argous will Löwen-Coach Guðmundur Guðmundsson dem Nachwuchsmann weitere Spielpraxis verschaffen. Andere Spieler werden dagegen die Reise dank des komfortablen 20-Tore-Polsters aus dem Hinspiel gar nicht erst mitmachen.

Die echte Frustbewältigung der Löwen soll dann in der Bundesliga bei TUSEM Essen am 7. Dezember folgen. „Da müssen wir zeigen, um was es geht und was wir wirklich wollen“, sagte der Isländer. „Und das wird keine einfache Aufgabe.“

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