Hitzfelds Abschied in voller Härte

Sein letzter Tag als Trainer bot für Ottmar Hitzfeld noch einmal schwere Momente. Der Schweizer trug sie mit Fassung.

Hitzfelds Abschied in voller Härte
Foto: Reuters

São Paulo. Der Gentleman unter den Fußball-Lehrern blieb sich auch am letzten und vielleicht härtesten Tag seiner Karriere treu. Niemand weiß, wie andere Trainer reagiert hätten, wenn am Morgen des ersten K.o.-Spiels bei einer WM der Tod des eigenen Bruders öffentlich wird und dieses wichtige Spiel gegen Argentinien dann auch noch durch ein Tor in der vorletzten Minute der Verlängerung verloren geht.

Ottmar Hitzfeld richtete sich die Krawatte und ging auf den Rasen, um jedem einzelnen seiner niedergeschlagenen Spielern die Hand zu reichen. Er kämpfte kurz selbst mit den Tränen. Dann gratulierte er dem Gegner. „Heute war schon ein gewaltiger Moment. So kann man sich erhobenen Hauptes von der Fußball-Bühne verabschieden“, sagte er. Denn das 0:1 gegen Argentinien war Hitzfelds letztes Spiel als Trainer. Der frühere Coach von Bayern München und Borussia Dortmund hatte bereits im Dezember angekündigt, nach dem Ausscheiden bei dieser WM aufzuhören.

Einen Tag später saß der 65-Jährige in einem Nobelhotel in São Paulo und gab seine Abschieds-Pressekonferenz. Hitzfeld war immer noch anzumerken, wie ihn das Ende seiner Laufbahn und das fast schon epische WM-Aus berühren. „Man sagt so schön: Man fällt in ein Loch nach dem letzten Schlusspfiff. Aber am Montag war das eher ein Schock“, erklärte er. „Ich bin es gewohnt, ich habe schon einige Schocks erlebt. 1999 im Champions-League-Finale gegen Manchester United, danach ein verlorenes Elfmeterschießen im DFB-Pokal. Das sind Momente, die gehören zum Sport. Ich danke meiner Mannschaft, dass sie mir diesen Moment noch mal geschenkt hat.“

Hitzfeld hat mit Bayern und Dortmund die Champions League gewonnen, er ist siebenmal deutscher und zweimal Schweizer Meister geworden. Aber wenn sich das kollektive Gedächtnis irgendwann an diese titelgesäumte Karriere des gebürtigen Lörrachers erinnern wird, dürfte einem nicht etwa eine besonders innovative Spielidee einfallen oder ein ganz spezieller Erfolg. Sondern genau diese Selbstdisziplin, dieser Respekt vor dem Gegner und ganz besonders vor dem eigenen Team.

„In der Menschenführung war Ottmar Hitzfeld herausragend“, sagte Stefan Effenberg einmal. Die Reaktionen in der Schweiz standen dem in nichts nach. „Danke, GOTTmar Hitzfeld“, schrieb die Boulevard-Zeitung „Blick“, mit deren Verlag der Trainer allerdings auch vertraglich verbandelt ist. Der „Tages-Anzeiger“ meinte: „So gut, gegen einen solchen Gegner, war vielleicht noch nie eine Schweizer Nationalmannschaft.“ Auch die Spieler waren gerührt. „Die Mannschaft hat sich in den letzten Jahren unter diesem Trainer sehr entwickelt. Wir sind nicht mehr die kleine Schweiz. Wir müssen vor niemandem mehr Angst haben“, sagte Kapitän Gökhan Inler am Mittwoch.

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