Hockey-Nationalmannschaft: „Leistung ist wichtiger als Erfolg“

Europameister, Vizeweltmeister und jetzt das vierte Olympia-Gold — ein Treffen mit der Nationalmannschaft der Hockey-Herren und ihrem Trainer.

Holzwickede. Zweimal Weltmeister, siebenmal Europameister, neunfacher Sieger der Champions Trophy, dreimal Weltmeister sowie zwölfmal Europameister im Hallenhockey — erst kürzlich krönte das vierte Olympia-Gold die Erfolgsgeschichte der Hockey-Nationalmannschaft. In den Räumen eines Sponsors sprechen Trainer Markus Weise (49) und Mannschaftskapitän Maximilian Müller (25) über ihren Sport.

Warum sind die deutschen Hockeyspieler so gut?

Markus Weise: Wir haben keine Profiliga, das heißt, die Spieler werden fast immer freigestellt. So können wir viele zentrale Maßnahmen durchführen, haben eine stärkere Mannschaftsentwicklung als in anderen Sportarten. Im olympischen Jahr haben wir an rund 100 Tagen zusammen trainiert. Außerdem ist die Talententwicklung ein zentraler Baustein. Die Leistungsdichte ist da, das ist der guten Arbeit der Trainer in der Bundesliga geschuldet.

Maximilian Müller: Auch wenn unsere Mannschaft sich oft verändert, bleibt immer eine ähnliche Struktur. Wir sind auf einer Wellenlänge, sind zielorientiert, eine Mannschaft, die mitdenkt und sich selbst hinterfragt.

Gibt es ein Erfolgsrezept fürs Training?

Weise: Wir kümmern uns um Leistung, nicht um Erfolg. Für die Leistung als Team muss man sein Ego zurückschrauben. Als Trainer achte ich darauf, dass die eigenen Interessen nicht höher gewertet werden als die der Mannschaft.

Als Vorbereitung für das Olympia-Finale gab es Fingerpuppen.

Weise: Die haben wir vom Teampsychologen bekommen, jeder eine. Wir haben drei Gruppen gebildet, in denen Aufgaben zum Spiel erfüllt werden sollten: Vorbereitung, Spielsituation und Besprechung. Zum einen konnten die Jungs damit ein bisschen die Zeit totschlagen, zum anderen aber auch ihre Gedanken auf das Spiel fokussieren. Das ist gut angekommen.

Wie sieht es mit der Motivation aus, wenn man schon alles gewonnen hat?

Weise: Die Jungs sind motiviert. Ich glaube nicht, dass ich da nachhelfen muss. Wer nicht motiviert ist, schafft es nicht in die A-Mannschaft, erst recht nicht neben Job oder Studium.

Müller: Es ist witzig mit den Jungs. Wir verdienen mit dem Sport nicht unseren Lebensunterhalt. Das ist aber auch ein Vorteil: Der einzige Grund, warum wir spielen, ist gemeinsam Spaß und Erfolg zu haben.

Wie schafft man es, bei dem Erfolg auf dem Boden zu bleiben?

Müller: Das fällt uns extrem leicht. Fußballer werden ja von weitem erkannt. Unser Sport ist weniger populär, man verwechselt uns immer noch mit Eishockeyspielern. Wenn ich mir nicht die Goldmedaille um den Hals hänge, gehe ich als ganz normaler Student durch. Es wäre störend, wenn ich mein Leben nicht mehr leben könnte.

Was ist das Besondere am Hockey?

Weise: Es ist schneller als Fußball, langsamer als Eishockey. Hockey ist technisch sehr anspruchsvoll und hat hohe Anforderungen an die Koordination.

Müller: Ich bin über den klassischen Familienweg zum Hockey gekommen: Mein Vater hat auch gespielt. Neben Hockey bin ich zum Eishockey, Tennis und Fußball gegangen. Als ich zehn Jahre alt war, musste ich mich entscheiden. Mein Vater war es leid, mich am Wochenende zu vier verschiedenen Sportveranstaltungen zu fahren. Ich entschied mich für Hockey — der Freunde wegen.

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