Höllentrip Hawaii: Triathleten Raelert gemeinsam stark

Kailua Kona (dpa) - Je näher der Start rückt, desto weniger haben Andreas und Michael Raelert einen Blick für die Schönheiten in Kailua Kona übrig. Die Anspannung der Triathlon-Brüder aus Rostock vor dem Ironman auf Hawaii steigt von Stunde zu Stunde.

Sie haben am Samstag Großes vor auf Big Island. „Jeden Sportler begleiten im Training große Ziele und Träume in seinen Gedanken - und für uns als Brüder wäre es ein ganz großer Traum, dass der Nachname Raelert auf der Siegerliste steht, ganz egal welcher Vorname“, sagte Andreas Raelert der Nachrichtenagentur dpa.

Erstmals wird neben dem 36-Jährigen am Samstag um 6.30 Uhr Ortszeit (18.30 Uhr MESZ) auch sein vier Jahre jüngerer Bruder am Kailua Pier stehen, um den Höllentrip durch das Paradies zu wagen. „Es ist ein lange gehegter Traum, in Hawaii an den Start zu gehen. Andys Erfolge in den vergangenen Jahren haben dieses Gefühl noch verstärkt“, sagte der zweimalige Weltmeister über die halb so lange 70.3-Strecke.

3,86 Kilometer gegen die Wellen des Pazifischen Ozeans, 180,2 Kilometer auf dem Rad und 42,195 Kilometer Laufen gegen Hitze und unberechenbare Winde - Andreas Raelert hat sich schon dreimal den Herausforderungen gestellt. Nach zwei dritten Plätzen 2009 und 2011 sowie Rang zwei 2010 will der Rostocker, der seit Juli 2011 in 7:41:33 Stunden die Weltbestzeit über die Langdistanz hält, endlich die WM-Krone holen und sich auf dem Alii Drive in Kailua Kona den Siegerkranz aufsetzen lassen.

Für seinen Bruder ist das Rennen auf Big Island erst der zweite Ironman überhaupt in seiner Karriere. Doch schon jetzt wird er mit Respekt von den anderen 49 Konkurrenten betrachtet. „Mit seinem älteren Bruder Andreas hat er einen Mentor und Coach und über das ganze Jahr einen der besten Trainingspartner an der Seite, den man sich vorstellen kann“, sagte der Vorjahressieger und dreimalige Gewinner Craig Alexander dem Magazin „Triathlon“. Die Brüder seien „für die kommenden zehn Jahre Kandidaten für das Podium in Kona.“

Vorhersagen zu machen, ist beim Ironman Hawaii schon immer schwierig gewesen - und in diesem Jahr erst recht. „Das Gesamtpaket ist entscheidend, Ernährung, Verpflegung, Renntaktik und so weiter“, erklärte Andreas Raelert. Es gewinne derjenige, „der die wenigsten Fehler begeht, der gute Beine hat, mental am stärksten ist und den perfekten Tag hat“, ist er überzeugt.

Neben dem schon 39 Jahre alten Australier Alexander, seinem Landsmann und zweimaligen Sieger Chris McCormack, dem Belgier Marino Vanhoenacker werden auch noch weitere Deutsche als Sieganwärter genannt: Timo Bracht (Eberbach), im Vorjahr Fünfter, 2005-Sieger Faris Al Sultan aus München und Rookie Sebastian Kienle.

Der 28-Jährige aus Knittlingen überraschte vor wenigen Wochen mit seinem WM-Sieg über 70.3 in Las Vegas und beeindruckte dabei mit einer herausragenden Leistung auf dem Rad. „Da entsteht ein Superstar“, meinte Alexander. „Natürlich bin ich aufgeregt“, sagte Kienle der dpa. „Es ist schön, die Chance zu haben in so einem Rennen, mehr als nur eine Statistenrolle einzunehmen.“

Bei den Frauen wird es in jedem Fall eine neue Siegerin geben. Nach ihrem insgesamt vierten Erfolg auf Hawaii im Vorjahr hat sich Chrissie Wellington eine Auszeit genommen. Die besten Chancen, die Nachfolge der Britin anzutreten, werden der Schweizerin Caroline Steffen eingeräumt. Ihr Sieg wäre für die eidgenössische Triathlon-Gemeinde nach dem Olympiasieg von Nicola Spirig der perfekte Abschluss des Jahres.

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