Hoffenheim: Ein Dorf macht sich vom Acker

Der nicht normale Aufsteiger 1899 Hoffenheim greift nun in der Bundesliga an.

Sinsheim. Das Dorf macht sich vom Acker: Nach nur einem Jahr 2. Bundesliga greift 1899 Hoffenheim in der Bundesliga an. Ein normaler Aufsteiger ist die Weltauswahl aus der Provinz nicht.

Wo kommt der Verein her?

Von ganz unten. Vor 20 Jahren ging der Verein als TSG Hoffenheim noch gegen den 1. FC Stebbach, den TSV Ittlingen und den VfB Epfenbach auf Torejagd - in der Bezirksliga und der Kreisklasse A Sinsheim. Der eigene Waldsportplatz galt als eine miese Hoppelweide. Nach einer Pleite in einem Relegationsspiel in Elsenz fühlte sich ein Zuschauer namens Dietmar Hopp an der Ehre gepackt. Seitdem steigt "Hoffe" auf wie Kohlensäure.

Wo will der Verein hin?

Auf jeden Fall nicht zurück, sondern immer nach vorne. In vielen Bereichen war 1899 Hoffenheim schon als Regional- und Zweitligist erstklassig besetzt. So hat sich um den schwäbischen Taktiktüftler Ralf Rangnick eine Expertenkommission geschart. Jan Schindelmeiser ist ein umsichtiger Manager, Jochen A. Rotthaus setzt als Geschäftsführer mit dem Stadionneubau Meilensteine. Mentaltrainer Hans-Dieter Hermann gilt als Nummer eins auf seinem Gebiet.

Das liebe Geld

SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp wird 1899 Hoffenheim auch posthum unterstützen, finanziell ist alles geregelt. Hopp hat früher selbst in "Hoffe" gekickt und sieht sich als ersten Profi des Vereins - "weil ich für jedes Tor eine Dose Büchsenwurst bekommen habe". Seine größte Baustelle ist derzeit der neue Fußball-Palast, der für rund 60 Millionen Euro an der Autobahn A 6 bei Sinsheim gebaut wird. Im Nachbarort Zuzenhausen entsteht ein Trainingszentrum.

Wer hat das Sagen?

Ralf Rangnick sagt, wo es lang geht. Er genießt volles Vertrauen, kommt auch bei den Fans gut an.

Der Typ, auf den Sie achten sollten:

Ramzan Özcan. Der Torwart mit dem Künstlernamen "Rambo" ist immer für Action-Szenen gut. Gäbe es die olympische Disziplin Ballweitschießen, würde er Gold für Österreich holen.

Wen schlägt man besonders gerne?

Früher waren es der FC Zuzenhausen und der SV Sinsheim. Jetzt werden Siege auch mal wehtun. Fanbeauftragter Mike Diehl ist Gladbach-Fan, Spielleiter Dirk Rittmüller trinkt seinen Kaffee aus der HSV-Tasse. Peter Hofmanns Lieblingsfarbe ist Rot - der Vereinsvorsitzende ist Anhänger des FC Bayern. Siege gegen den KSC und den VfB würden der badischen Seele gut tun.

Der verrückteste Fanartikel:

Beliebt sind Schals mit der Aufschrift "Hurra! Hurra! Das ganze Dorf ist da" für zehn Euro. Auch das Maskottchen, Elch Hoffi, kommt als Miniversion gut an.

Prognose:

Nach einer kurzen Findungsphase wird sich der Aufsteiger im Oberhaus einleben - und dauerhaftes Bleiberecht sichern. Längerfristig sind sogar englische Wochen möglich: Uefa-Cup- und Champions-League-Spiele.

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