IOC gegen Sanktionen für britisches NOK

Lausanne (dpa) - Achteinhalb Monate vor den Olympischen Spielen in London spitzt sich der Dauerzwist zwischen den britischen Olympia-Gastgebern und der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zu.

Kommende Woche will der Internationale Sportgerichtshof (CAS) die Auseinandersetzung in letzter Instanz klären. Dem Nationalen Olympischen Komitee Großbritanniens (BOA) drohen wegen Verletzung des WADA-Codes Sanktionen. Das IOC ist um Deeskalation bemüht.

„Man kann ein NOK nicht dafür bestrafen, dass es die WADA-Regeln übererfüllt“, erklärte IOC-Vize Thomas Bach in Lausanne, „der Geist der WADA ist es, Doping zu bekämpfen. Wir müssen aufpassen, dass sich unsere eigenen Regeln nicht gegen uns wenden.“ Die WADA hatte vor zwei Wochen erklärt, die British Olympic Association (BOA) verstoße gegen den WADA-Kodex.

Streitpunkt ist die lebenslange Olympia-Sperre, die die BOA für Doping-Erstvergehen verhängt. Diese Bestimmung ist nicht konform mit dem WADA-Code. Eine vollständige Anerkennung dieses Codes ist aber Voraussetzung für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen. Als schlimmste Sanktion könnte laut der IOC-Charta der Ausschluss von Olympia ausgesprochen werden. Das IOC hat allerdings bereits erklärt, diesbezüglich bestehe keine Gefahr für britische Athleten. Als einziges NOK der Welt verhängt die BOA eine lebenslange Olympia-Sperre gegen Doping-Betrüger. Die Regel war 1992 eingeführt worden.

Im sportpolitischen Machtkampf mit der WADA will die BOA jetzt Klarheit und hat die Causa sogar vor den CAS gebracht. In der kommenden Woche muss der Sportgerichtshof endgültig bewerten, ob das britische NOK durch seine rigorose Anti-Doping-Politik tatsächlich gegen den WADA-Code verstößt. WADA-Generaldirektor David Howman ist siegessicher („der Fall ist ziemlich klar“) und hofft auf eine schnelle Entscheidung. Es wäre angenehm, so Howman, wenn sich „alle dunklen Wolken, die über diesem Thema hängen, bald auflösen“.

Das Internationale Olympische Komitee hatte vor dem CAS bereits eine Niederlage im Anti-Doping-Kampf einstecken müssen. Die 2008 eingeführte „Osaka-Regel“ der Ringe-Organisation, wonach Athleten nach einer mehr als sechsmonatigen Doping-Sperre nicht an den folgenden Olympischen Spielen teilnehmen durften, wurde im Oktober abgeschafft. Diese Art von doppelter Bestrafung sei nicht mit dem WADA-Code vereinbar, hieß es in der Urteilsbegründung.

Die Olympier wollen nun darauf drängen, dass die „Osaka-Regel“ in den neuen WADA-Code aufgenommen wird, der im November 2013 in Johannesburg verabschiedet wird. Der momentane Code ist seit drei Jahren in Kraft.

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