Israel-Beauftragter Lämmer: "Der Sport ist ein einzigartiger Brückenbauer"

Interview: Prof. Manfred Lämmer über die sportlichen Kontakte zwischen Deutschland und Israel.

Düsseldorf. Prof. Manfred Lämmer ist Lehrstuhlinhaber für Sportgeschichte an der Sporthochschule Köln. Darüber hinaus ist er seit 45 Jahren maßgeblich an den Beziehungen zwischen Deutschland und Israel auf der Ebene des Sports beteiligt.

Manfred Lämmer: Israel hatte bis zur Einwanderungswelle der russischen Juden nur vier Millionen Einwohner, davon waren die Hälfte Orthodoxe oder Araber, die keinen Sport getrieben haben. Gemessen daran sind es gar nicht so wenige. Erst Ende der 60er Jahre machten israelische Fußballer auf sich aufmerksam, besonders Mordechai Spiegler, der bei Paris St. Germain spielte, später Avi Cohen vom FC Liverpool und Haim Revivo von Celta Vigo.

Lämmer: Bereits 1958 wurde die erste Trainergeneration um Emanuel Schaffer an der Sporthochschule von Hennes Weisweiler ausgebildet. So kamen dann auch die Kontakte zu Borussia Mönchengladbach zu Stande. Das ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Jahrelang war die Borussia im Wintertrainingslager in Israel, betritt Testspiele gegen die israelische Nationalmannschaft. Der Sport ist ein einzigartiger Brückenbauer, denn er hat mehr zur Vertrauensbildung der Israelis gegenüber Deutschland beigetragen, als es die Politik hätte leisten können. Wir sind gerade dabei, diese Geschichte im Auftrag der Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes aufzuarbeiten. Ende nächsten Jahres soll das Ergebnis dann in Form einer Ausstellung, eines Buches und eines Fernsehbeitrags dargestellt werden.

Lämmer: Doch, die gab es. Allerdings weniger von Juden, die in Europa gelebt und die Holocaust miterlebt haben, sondern hauptsächlich von Orthodoxen oder Arabern. Die waren vor Klischees gegenüber Deutschland weniger gefeit als die europäischen Juden.

Lämmer: Mit keinem Land unterhält Deutschland auf der Ebene des Sports derart enge Beziehungen wie Israel. Bereits seit 45 Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen der Sporthochschule Köln und einer Universität in Netanya. Auch das Nationale Olympische Komitee, der DFB und die Sportwissenschaft unterhalten Beziehungen nach Israel. Derzeit sind Kölner Studenten im Rahmen des Projekts "Football for peace" in Israel, um in Trainingscamps im Norden des Landes jüdischen und arabischen Kindern das Spiel näher zu bringen.

Lämmer: Fußball ist nach Basketball Volkssport Nummer zwei. Aufgrund der intellektuellen und religiösen Ausrichtung spielt der Sport generell aber keine herausragende Rolle. Dadurch, dass jetzt etwa Lothar Matthäus Maccabi Netanya trainiert, rückt der Fußball mehr ins nationale Interesse.

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