Kabarettist Ben Redelings: „Ich denke mit viel Wehmut an die alten Zeiten zurück“

Autor und Kabarettist Ben Redelings über Fußball und Humor, die Entwicklung des Sports und warum früher alles besser war.

Düsseldorf. Fußball und Humor gehören hierzulande noch nicht lange zusammen. Der Bochumer Autor und Kabarettist Ben Redelings ist einer der wenigen, der seine Leser und Zuhörer über die Absurditäten des Profifußballs zum Lachen bringt. Am Mittwoch ist er mit seinem Programm „50 unvergessliche Jahre in 90 Minuten“ ab 20 Uhr im Düsseldorfer Zakk zu Gast.

Herr Redelings, ist Fußball lustig?

Ben Redeling: Als aktiver Fan ist es sicherlich nicht immer lustig. Vor allem wenn man wie ich Fan eines Vereins ist, der mehr als drei Jahrzehnte fest zur Bundesliga gehörte und jetzt an die Tür zur Dritten Liga klopft. Aber abseits der 90 Minuten kann Fußball für alle sehr unterhaltsam sein.

In Deutschland wird sich erst seit ein paar Jahren humoristisch mit Fußball auseinandergesetzt. Warum hat das so lange gedauert?

Redelings: Das hat mit dem Wandel des Drumherums und dem Gang in die Mitte der Gesellschaft zu tun. In England war es immer schon so, in Deutschland galt der Fußball noch bis tief in die 80er Jahre als Proletensport, um den Intellektuelle einen großen Bogen machten. Erst als das Privatfernsehen in den 90er Jahren in die Berichterstattung eingestiegen ist, wurden auch die Geschichten abseits der 90 Minuten wichtiger. Und genau da lauern die Anekdoten und Plaudereien.

Beruflich profitieren Sie von der Entwicklung des viel zitierten „modernen Fußballs“. Sieht das privat ähnlich aus?

Redelings: Ich möchte das nicht abschließend bewerten. Aber mittlerweile hat der Fußball einen Stellenwert eingenommen, der weit über dem ist, was natürlich wäre. Wenn ich sehe, dass selbst die Tagesschau an Stellen berichtet, an denen man den Fußball nicht erwartet, ist das für einen, der seit den 80ern zum VfL Bochum rennt, schwer nachzuvollziehen. Früher haben die großen Sportsendungen über Leichtathletik, Handball und Eishockey berichtet. Ich merke an mir selbst, dass ich mich in diesen Sportarten kaum noch auskenne, weil sie medial komplett vernachlässigt werden.

Obwohl mehr berichtet wird, heißt es, es sei langweiliger geworden, weil die „echten Typen“ fehlen. Sehen Sie das ähnlich?

Redelings: Ich bin ein absoluter Nostalgiker, der mit viel Wehmut an die alten Zeiten denkt. Zum Glück habe ich 50 Jahre Bundesliga als Vorlage, da findet man genügend lustige Momente. Aber das bedeutet eine harte Recherche in alten Magazinen.

Die heutigen Spieler sind also langweiliger?

Redelings: Nicht generell. Aber das Drumherum hat sich auch geändert. Aus heutiger Sicht ist es unvorstellbar, wie nah man als Fan früher an die Spieler herankam. Heute sind sie abgeschottet, bekommen Medientraining, und die meisten Interviews sind von den Presseabteilungen reingewaschen. Dadurch werden normale Leute zu Helden und auf einen Sockel gestellt, auf den sie nicht gehören. Ich versuche in meinem Programm — auch wenn das ein überhöhter Begriff ist —, das Menschliche in den Fokus zu rücken. Denn auch Fußballstars sind Menschen mit normalen, teils lustigen Problemen.

Wenn Sie es schon erwähnen: Welche Rolle spielt Lothar Matthäus in Ihrem Programm?

Redelings: (lacht) Keine große. Ich versuche, Lothar so weit wie möglich rauszuhalten. Aber vorbei kommt man an ihm nicht, manchmal taucht er automatisch auf.

Wer spielt stattdessen eine Hauptrolle in Ihrem Programm?

Redelings: Meine ewigen Helden sind Thorsten Legat und Trainer Uwe Klimaschefski. Er war nur kurz in der Bundesliga, aber hat in der Zeit Sprüche und Aktionen für drei gerissen. Einmal hat er den Platzwart an den Pfosten gebunden und seine Spieler Torschusstraining machen lassen. Darauf angesprochen, sagte er nur: „Das war nicht schlimm, meine Spieler sind so blind, die finden normalerweise nicht mal den Mannschaftsbus.“

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