Kanupolo-Asse mit Goldambitionen bei der WM

Thury-Harcourt (dpa) - Die Paddel schlagen spritzend aufs Wasser, die Kajaks krachen gegeneinander. Dann ein Wurf hoch über den Kopf - und der Ball geht ins Tor. Wenn Kanupolo-Spieler aufeinandertreffen, geht es actionreich zu.

Kanupolo-Asse mit Goldambitionen bei der WM
Foto: dpa

„Der Sport ist extrem schnell und körperbetont“, sagt der amtierende Europameister Jonas Vieren. Schon zweimal war der 24-Jährige mit der Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft - 2010 und 2012 gab's jeweils Silber. Jetzt soll es endlich mit dem Titel klappen.

Die Chance dazu gibt es ab Mittwoch: Dann treffen in Frankreich 27 Nationen aufeinander; Männer und Frauen kämpfen in getrennten Turnieren um die Kanupolo-Kronen. Selbst Basketballstar Dirk Nowitzki drückt da die Daumen. „Ich werd's verfolgen, viel Glück“, ließ er über ein Youtube-Video ausrichten.

Bei Vieren musste schon der ein oder andere Zahn dran glauben, als ein Paddel nicht das Wasser, sondern einen der Kanuten traf. Aber eine richtig ernsthafte Verletzung habe er noch nicht erlitten, berichtet der Nationalspieler, der beim rheinländischen Club Wassersportfreunde Liblar aktiv ist.

Mit insgesamt vier Teams - Frauen, Männern und den jeweiligen U21-Mannschaften - fährt Deutschland ins Normandie-Städtchen Thury-Harcourt. Die Mannschaft startet in allen Klassen als Mitfavoriten. „Wir fahren zur WM, um den Titel zu holen“, betont der Trainer des Frauen-U21-Teams, Marc Uhlmann. Als härteste Konkurrenten gelten die Niederlande, Italien und Frankreich.

Gleichgewicht und Schnelligkeit sind beim Kanupolo wichtig; der Sport ist so rau wie Eishockey und so schnell wie Handball. Die zwei Halbzeiten dauern nur zehn Minuten, aber sie rauben Kraft. In den wendigen Einer-Kajaks kämpfen sich die fünf Spieler eines Teams durch die gegnerische Abwehr und müssen in nur 60 Sekunden den Ball im Tor versenken, das zwei Meter über dem Wasser hängt. Dazu können die Kanuten entweder werfen oder ihr Paddel benutzen.

Auf den ersten Blick scheint das Spiel chaotisch, aber Trainer Uhlmann sieht es pragmatisch: „Wer nicht taktisch denken kann, ist auf dem Spielfeld keine Hilfe.“ Gerade durch die kurze Angriffszeit müssten die Spielzüge gut durchdacht sein, betont er.

Spektakuläre Zweikämpfe und viele Tore sorgen dafür, dass immer mehr Zuschauer zum Kanupolo kommen. Besonders im WM-Austragungsort in Frankreich ist die Euphorie für den Wassersport groß. 2007 fand schon die Europameisterschaft in dem 10 000-Einwohner-Ort statt. „Das ganze Dorf war auf uns eingestellt, viele hatten geschmückt“, erzählt Vieren. „So im Fokus zu stehen, motiviert“, sagt der Führungsspieler.

Das wachsende Interesse und der Erfolg der deutschen Mannschaften hat auch das Ansehen im Deutschen Kanu-Verband (DKV) wachsen lassen. „Kanupolo ist eindeutig ein Trend“, meint Uhlmann. „Gerade in dieser Saison hat sich viel entwickelt.“ Strukturen wurden verbessert und mehr Budget freigemacht. Zum ersten Mal sind die Kosten für die WM-Teilnahme in diesem Jahr gedeckt, berichtet Vieren. „Sonst haben wir immer draufgezahlt.“

Nummer eins in der Kanuwelt ist und bleibt der Rennsport - aber auch immer mehr Medien berichten über Kanupolo. „Wir kommen ganz langsam an Kanu-Disziplinen wie Wildwasser und Slalom heran“, meint Vieren. Für ihn und Uhlmann ist das ein Grund zur Hoffnung. „Es ist gar nicht so unwahrscheinlich und unser großes Ziel, dass Kanupolo irgendwann olympisch wird“, sagt Uhlmann. Im nächsten Jahr findet die Europameisterschaft zu Hause in Essen statt. „Vielleicht haben wir damit dann das Potenzial, vom bloßen Randsport wegzukommen.“

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