Kurzbahn-WM schnell abgehakt: Fokus auf 2013

Istanbul (dpa) - Der Blick auf die nackten Zahlen lässt den Schluss zu, das deutsche Schwimmen sei wieder auf dem Weg nach oben. Mit vier Medaillen (2-1-1) bei einer Kurzbahn-WM war der DSV bereits vor den letzten Finals so erfolgreich wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Doch diese Rechnung machten nicht einmal die Funktionäre auf. Zum einen fehlte in Istanbul ein Großteil der Weltelite, zudem ist die Olympia-Aufarbeitung noch im Gange.

„Ganz nett“, fand Paul Biedermann seinen kompletten Medaillensatz, aber nicht mehr als ein „kleines Pflaster auf die große Wunde Olympia“. Emotional und mit feuchten Augen bei der Siegerehrung feierte dagegen Britta Steffen ihr erstes Gold bei einer Kurzbahn-WM.

„Diese Momente, die werden ja nicht mehr so häufig kommen, von daher genießt man sie. Mit 29 ist das schon was anderes“, sagte sie nach dem Sieg über die 100 Meter Freistil. Wie im Verband ändern die medaillenlosen Spiele von London für das Traumpaar Steffen/Biedermann einiges. Während er noch weiterhin an den der London-Enttäuschung knabbert, hat sie das schon länger abgehakt.

Erstmals die komplette Weltcup-Saison zu absolvieren sei zwar „Raubbau am Körper“, aber nötig für die gewünschte Wettkampfhärte. „Ich bin eigentlich total zufrieden, dass ich jetzt noch mal einen neuen Weg einschlagen kann. Es war an der Zeit, etwas Neues zu machen“, sagte sie. Die Berlinerin wechselte den Trainer, nach zehn Jahren Berlin wird sie demnächst mit Freund Paul eine gemeinsame Wohnung in Halle/Saale beziehen.

Die Hochglanz-Küche („eher puristisch und klare Linien“) darf sie aussuchen, er gestaltet es im Wohnzimmer gemütlich. Auch im Training sind die Rollen verteilt. Im Doppelpass mit Trainer Frank Embacher soll Britta ihren Paul zu mehr Trainingsfleiß motivieren.

„Sie ist da schon sehr hinterher. Jetzt kriegt er von zwei Seiten Feuer“, sagte Embacher grinsend. Sein Schüler bekannte, „dass ich hart trainieren muss, ich deutliche Schwächen bei Start und Wenden habe, dass ich das nicht länger vor mir her schieben kann“.

Mehr denn je ist die Idee von einem Trainingsaufenthalt Biedermanns im Ausland im Kopf des Trainers, Steffen will bei Stippvisiten in Berlin ihre Starts und Wenden verbessern: „Ob im Herbst oder Winter meiner Karriere noch was geht, wird man sehen.“,

Lob fand der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz. Er soll von Januar an bis mindestens Ende 2016 die Schwimmer wieder an alte Top-Zeiten heranführen. Sein Konzept will der Essener im Januar genauer vorstellen und es dann mit den für Jahresanfang erwarteten Ergebnissen der vom DSV eingesetzten Strukturkommission und den Vorschlägen der Stützpunkttrainer abgleichen.

Sportlich brachte diese WM überschaubare Erkenntnisse. Aus dem zwölfköpfigen deutschen Team überzeugte durchgehend der 19 Jahre alte Schüler Christian Diener aus Cottbus, der gegen starke Konkurrenz zwei Finals über die Rückenstrecken erreichte. US-Schwimmstar Ryan Lochte war wie vor zwei Jahren der erfolgreichste Athlet. Er verschenkte alle seine Goldmedaillen an türkische Kinder.

Den Jahreswechsel verbringen Steffen und Biedermann auf La Réunion. Kein reiner Urlaub, denn auf der Insel im Indischen Ozean findet zur Jahreswende ein internationales Schwimm-Meeting statt. Zuvor stehen noch ruhige Weihnachtstage in der Heimat an. Beim geliebten Familienfest will Britta Steffen aber nicht alles so recht schmecken. Es gibt Kartoffelsalat und Würstchen, „was ich eigentlich nicht so unbedingt mag“, sagte sie grinsend.

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