Leichtathletik: Der „Stelzen-Sprinter“ behält Peking im Visier

Der Südafrikaner Oscar Pistorius will den Obersten Sportsgerichtshof anrufen. Pistorius war am Montag durch den Leichtathletik-Weltverband IAAF das Startrecht für die Sommerspiele, bei denen er sich erstmals der nichtbehinderten Konkurrenz stellen wollte, abgesprochen worden.

<strong>Johannesburg. Der unterschenkelamputierte Sprinter Oscar Pistorius will mit neuen Tests beweisen, dass er durch seine Prothesen keinen mechanischen Wettbewerbsvorteil hat. Damit will der 21 Jahre alte Leichtathlet aus Südafrika erreichen, doch noch bei den Olympischen Spielen in Peking antreten zu dürfen. "Wir haben die Testergebnisse einigen Professoren der Biomechanik in den USA gegeben, und sie glauben, dass ich keinen Vorteil habe", sagte Pistorius. "Wir hoffen, dass wir die Tests auf einer unabhängigen Ebene nochmals durchführen können." Pistorius war am Montag durch den Leichtathletik-Weltverband IAAF das Startrecht für die Sommerspiele, bei denen er sich erstmals der nichtbehinderten Konkurrenz stellen wollte, abgesprochen worden. Die Entscheidung beruhte auf einer Studie des Kölner Biomechanikers Professor Gert-Peter Brüggemann, wonach sich Pistorius durch seine federnden Karbonprothesen einen beträchtlichen "mechanischen Vorteil" gegenüber nichtbehinderten Läufern verschaffe. Pistorius sagte nun, dass die bisherigen Untersuchungen "sehr professionell" seien, Experten ihm aber erklärt hätten, sie seien nicht umfangreich genug. "Die ganze Sache wird in den nächsten Monaten ausgestanden sein", sagte Pistorius. Der 200-Meter-Sieger der Paralympics 2004 hatte schon vor dem Urteil angekündigt, notfalls bis vor die höchste Instanz, den Internationalen Sportgerichtshof CAS, zu gehen. Auch das Internationale Paralympische Komitee (IPC) forderte weitere Tests.Der "Stelzen-Sprinter", dem im Alter von elf Monaten die Füße sowie Teile beider Unterschenkel amputiert worden waren, hält die Behinderten-Weltrekorde über 100 (10,91 Sekunden), 200 (21,58) und 400 Meter (46,56).

Faszinierende Illusion

Kommentar von Christoph Fischer

Ob Oscar Pistorius in Peking starten darf oder nicht, kann keine Einzelfallentscheidung sein. Sondern eine grundsätzliche, ob Behinderte und Nicht-Behinderte gemeinsam bei Olympischen Spielen starten können. Die Idee ist faszinierend, bleibt aber eine Illusion: Weil ein gemeinsames Olympia kaum organisierbar scheint. Dem Südafrikaner gehören alle Sympathien, aber selbst der Gang vor der Obersten Sportgerichtshof kann nicht ernsthaft ein anderes Resultat bringen als die Entscheidung der IAAF.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort