100 Jahre IAAF: Erfolgsgeschichte mit Doping-Schatten

Düsseldorf (dpa) - Für den Leichtathletik-Weltverband IAAF waren die Olympischen Spiele in London das wertvollste Geschenk zum 100. Geburtstag.

„Die Leichtathletik hat dadurch eine Anerkennung erhalten, wie sie in der Öffentlichkeit nie zuvor erreicht wurde“, sagte das deutsche IAAF-Councilmitglied Helmut Digel. „In London ist sie in der ganzen Welt als sympathische Sportart rübergekommen.“ Der Glanz der Themse-Spiele soll am Samstag nun die prunkvolle „IAAF Centenary Gala“ in Barcelona mit rund 800 Gästen - darunter 120 aktuelle und frühere Stars - illuminieren.

Wenige Stunden vor dem Gala-Abend wird die IAAF die „Welt-Leichtathleten 2012“ küren. Die größte Überraschung wäre, wenn nicht Sprint-Megastar Usain Bolt zum vierten Mal nach 2008, 2009 und 2011 das Rennen machen würde. Wie vier Jahre zuvor hatte der Jamaikaner in London drei Olympia-Triumphe gefeiert. In der Endauswahl sind auch noch 800-Meter Weltrekordler David Rudisha (Kenia) und Hürdensprint-Senkrechtstarter Aries Merritt (USA). Diskus-Olympiasieger Robert Harting stand auf der Liste der zehn Vornominierten, kam aber nicht unter die letzten drei Kandidaten.

Bei den Frauen haben die Sprinterin Allyson Felix (USA), die ein goldenes Olympia-Triple schaffte, und Siebenkampf-Olympiasiegerin Jessica Ennis (Großbritannien) die besten Chancen. Dritte Anwärterin ist die neuseeländische Kugelstoßerin Valerie Adams.

Die Leichtathletik steht zwar momentan glänzend da, hatte in der 100-jährigen Geschichte aber auch viele dunkle Stunden zu überstehen. Spätestens seit Ben Johnsons olympischem Skandal 1988 in Seoul läuft das Doping-Problem stetig mit. Allein die Liste der wegen Manipulation gesperrten Leichtathleten wies Anfang November 210 Namen aus.

„Die Leichtathletik hat ein Problem, das kann man nicht unter den Tisch kehren. Dieser Betrug ist Teil unserer Geschichte“, sagte Digel. Allerdings habe die IAAF daraus auch gelernt. „Wir waren der erste Weltverband, der bereit war, viel Geld in den Anti-Doping-Kampf zu stecken und als erster Kontrollen im und außerhalb des Wettkampfes eingeführt hat.“ Inzwischen würden zur Doping-Bekämpfung 10 bis 15 Prozent aller Einnahmen der IAAF aufgewendet.

Für Digel ist trotz dieser Doping-Vergangenheit - zu der auch die der Deutschen Katrin Krabbe und Dieter Baumann gehören - die Geschichte der IAAF eine Erfolgsstory. Der am 17. Juli 1912 gegründete Weltverband hatte zunächst 17 Mitglieder, inzwischen sind es 212 Länder. „Die anderen Sportarten hätten ohne den Siegeszug der Leichtathletik nie eine vergleichbare positive Entwicklung genommen. Sie hat ein Fundament für den Weltsport geschaffen“, meinte Digel.

Geführt wurde die IAAF in den 100 Jahren nur von fünf Präsidenten. Auf Johannes Sigfrid Edström (Schweden) folgten David Cecil (Großbritannien), Adriaan Paulen (Niederlande) und Primo Nebiolo (Italien). Seit 1999 ist der Senegalese Lamine Diack im Amt. Der 79-Jährige will 2015 nicht erneut antreten.

Hoffnungen auf frischen Wind im Weltverband werden mit Sebastian Coe verbunden, der bereits seine Kandidatur angemeldet hat und sich als glänzender Olympia-Organisator von London profilierte. „Ich glaube, dass er mit einem neuen Stil des Managements die notwendigen Modernisierungsprozesse einleiten kann. Der Verband hat sie dringend notwendig“, meinte Digel. „Die Strukturen sind nicht mehr zeitgemäß.“

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