Das neue Glück des Robert Harting

Der Diskuswerfer holt sein drittes WM-Gold, zerreißt sich — wie immer — sein Trikot und feiert mit seiner Freundin.

Moskau. Keine Frage, dass Robert Harting sich wieder die Klamotten vom Leib reißt, wenn es soweit ist. Das ist seit Jahren ausgemachte Sache. Der Olympiasieger von London 2012 hätte am Dienstag auch sein letztes Hemd gegeben für die Goldmedaille. Und mit der hat er alle Skeptiker widerlegt. Mit einer beeindruckenden Vorstellung und der Siegesweite von 69,11 m gewann der 2,01-Meter-Hühne die zweite Goldmedaille für die deutsche WM-Mannschaft in Moskau. Ganz ehrlich: Nichts anderes war erwartet worden.

Harting feierte seinen Triumph mit einer Ehrenrunde — und natürlich freiem Oberkörper, während seine Freundin Julia Fischer auf der Tribüne Freudentränen vergoss. Die Diskuswerferin vom SSC Berlin war zwei Tage zuvor in der in der Qualifikation gescheitert.

Souverän beherrschte Harting am Dienstag das illustre Teilnehmerfeld mit den beiden Vize-Weltmeistern Piotr Malachowski (2009, Polen), der am Dienstag Zweiter wurde (68,36m) und Gerd Kanter (2011, Estland), der Bronze mit 65,19 gewann. Guter Vierter wurde Martin Wierig (Magdeburg) mit 65,02m.

Robert Harting setzte die Konkurrenz früh unter Zugzwang. Mit 68,13 m im zweiten Versuch blieb er nur 13 Zentimeter unter der Weite seines Olympiasieges. Mit 69,11 m (14 Zentimeter über seiner Goldweite bei der WM 2011) machte der Berliner im vierten Versuch alles klar. Der Souverän der Kraftdisziplin hatte ganze Arbeit geleistet. Malachowskis 67,21 m im letzten Versuch war die Fanfare für die jetzt folgende Harting-Show, der mit 69,08 m im allerletzten Versuch Anlauf nahm — zum finalen Trikot-Riss. Das Triple von drei gewonnenen Weltmeisterschaften war geschafft. „Wenn die Technik nicht steht, muss es auf Biegen und Brechen klappen.“

Harting Superstar. Er ist nicht unumstritten. Die Ambivalenz seines Denkens widerspricht der Konstanz seiner Leistungen. In Erinnerung bleiben trotz oder wegen der Erfolge provozierende Sprüche: „Wenn der Diskus auf den Rasen aufspringt. Soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Doping-Opfer hier verteilt haben“, hatte er bei der WM in Berlin 2009 noch getönt. Damals hatte der Doping-Opfer-Verein symbolische Brillen an die Zuschauer verteilt. Heute hört sich das anders an, wenn Harting eine „Fünf-Jahres-Sperre“ für betrügerische „Selbstoptimierer“ fordert.

Wenn er aber in den Ring steigt, hat der 28-jährige vom SCC Berlin die Konstanz gepachtet. 35 Siege hatte er in Serie aufzuweisen, ehe sein Rivale Piotr Malachowski dem in Hengelo ein Ende bereitete. Am Dienstag gab Harting seine Antwort darauf.

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