Heide Rosendahls goldene Momente von München

Die Doppel-Olympiasiegerin von 1972 feiert in Leverkusen ihren 65. Geburtstag.

Leverkusen. Denken an Heide Rosendahl heißt, sie zu sehen, wie sie sich auf den Weitsprung konzentriert. Wie sie Grashalme zupft am Rande der Laufbahn. Und sie wieder loslässt, um zu prüfen, wie sich der Wind im Stadion dreht. Dabei die trippelnden Schritte. Und dann der kraftvolle Anlauf. Nicht nur in München. Bei den Olympischen Spielen 1972 warteten die Leichtathleten fünf lange Tage auf das erste deutsche Gold. Und dann sprang Heide Rosendahl aus Radevormwald mit 6,78 Meter im ersten Versuch auf den Olymp. Sportfans vergessen das nie.

Sie war das Gesicht der Olympischen Spiele 1972, das Olympia von Willi Daume. Es waren die Spiele, die sich in das deutsche Gedächtnis eingebrannt haben wie vermutlich niemals vorher und nachher vielleicht auch nicht mehr. Heide Ecker-Rosendahl hat das in Interviews immer wieder gesagt: „Der Anschlag der Palästinenser auf die Israelis hat uns alle aus der Bahn geworfen.“ Heide Ecker-Rosendahl feiert heute ihren 65. Geburtstag.

Die Diplom-Sportlehrerin war Mehrkämpferin. Immer. Nicht nur im Sport. Ihr drittes Gold in München im Fünfkampf verpasste sie nur um zehn Punkte. Aber der vielleicht noch größere Moment war der Zweikampf zwischen Renate Stecher aus der DDR und Heide Rosendahl auf den letzten Metern der Sprintstaffel. Der 1972 noch mehr war als die Auseinandersetzung zwischen zwei ambitionierten Mannschaften. Es war der Kampf der Systeme.

Renate Stecher führte, der unnachahmliche Trommelschritt dieser Athletin schien unschlagbar. Aber Heide Rosendahl war an diesem Tag besser. Deutschland-West gewann in Weltrekordzeit von 42,81 Sekunden gegen Deutschland-Ost. Mit diesem Lauf wurde sie endgültig zum Idol. Es gab 1972 nichts Vergleichbares. „Man sollte den Wert einer Karriere nie nur nach der Anzahl der Medaillen beurteilen“, sagt sie.

München war ihr Triumph, aber der Schatten der Todesopfer blieb immer über diesen „heiteren Spielen“, wie Daume sie wollte. „The Games must go on“, die Worte von Avery Brundage, dem damaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) brannten sich nicht nur der deutschen Olympiamannschaft ins Gedächtnis. Und längst nicht alle waren 1972 der Meinung, dass dieses Olympia weitergehen müsste.

Ungewöhnlich, dass diese große Athletin schon 1973 im Alter von nur 26 Jahren ihre Karriere beendete. Einleuchtende Begründung: „Ich hatte im Sport alles erreicht.“ Nur eines nicht. Sie wäre gerne sieben Meter gesprungen.

Sie heiratete den ehemaligen Bundesliga-Basketballer John Ecker. Und als der Basketball von Leverkusen nach Düsseldorf ging, blutete ihr das Herz. Sohn Danny ist einer der besten deutschen Stabhochspringer. Danny Ecker nimmt in London seinen letzten Anlauf, Mutter Heide wird auf der Tribüne sitzen und die Daumen drücken. Heute ist sie stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen. Und sie hofft in London auf mehr Medaillen als in Peking vor vier Jahren.

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