Makaus Energieleistung: Frankfurt-Marathon gewonnen

Frankfurt/Main (dpa) - Mit ausgebreiteten Armen und einem Strahlen im Gesicht lief Patrick Makau durchs Ziel. Den angestrebten Weltrekord beim Frankfurt-Marathon hatte der Kenianer zwar verpasst.

Sein bemerkenswerter Sieg unter äußerst schmerzhaften und widrigen Bedingungen war dem 27-Jährigen aber weit wichtiger als die Verbesserung seiner eigenen, ein Jahr alten Bestzeit aus Berlin.

Mehr als die Hälfte der 42,195 Kilometer durch die Frankfurter Hochhausschluchten musste Makau mit Beschwerden an Oberschenkel und Knie bestreiten, dazu kamen noch die kalten Temperaturen. Immer wieder verlor er so den Kontakt zur Spitzengruppe. Trotzdem fing er zwei Kilometer vor Schluss noch den Äthiopier Deressa Chimsa ab und überquerte nach 2:06:08 Stunden als Erster die Ziellinie auf dem roten Teppich der Festhalle. „Das war mein härtester Marathon bisher“, sagte Makau. „Ich hatte aufgrund der Kälte muskuläre Probleme und konnte lange Zeit nicht beschleunigen, weil meine Beine nicht reagierten. Es war wirklich hart für mich, zurückzukommen.“

Nach dieser großen Energieleistung waren dem Kenianer eine Prämie von 30 000 Euro und der Respekt der Läuferwelt sicher. An eine neue Bestzeit war angesichts der Temperaturen von rund zwei Grad ohnehin nicht zu denken gewesen. Renndirektor Jo Schindler nannte Makaus Zeit im Scherz einen „Weltrekord im Kühlschrank.“

Auch für einige andere war der älteste deutsche Stadtmarathon in diesem Jahr etwas ganz Besonderes. Die Veranstalter vermeldeten mit 16 034 Startern einen Teilnehmer- und mit geschätzten 450 000 Menschen an der Strecke auch einen Zuschauerrekord. Die äthiopische Weltklasse-Läuferin Meselech Melkamu gewann gleich bei ihrem Marathon-Debüt die Frauen-Konkurrenz und stellte in 2:21:01 Stunden sogar einen Streckenrekord auf. Über 10 000 Meter ist die 27-Jährige die zweitschnellste Frau der Leichtathletik-Geschichte. Auf dieser Distanz gewann sie 2009 bei der WM in Berlin die Silbermedaille.

Die beiden deutschen Hoffnungen liefen ebenfalls strahlend durchs Ziel: Riesentalent Lisa Hahner aus Fulda schloss ihren ersten Marathon nach starken 2:31:28 Stunden als Achte ab. „Es hat perfekt geklappt. Ich liebe den Marathon“, sagte die 22-Jährige. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Anna möchte sie nun im kommenden Jahr bei der WM in Moskau starten. Lokalmatador Sören Kah wurde 16. und verbesserte seine persönliche Bestzeit auf 2:13:57 Stunden. „Das ist super. Genau diese Zeit hatte ich mir vorgenommen“, sagte er.

Makau fasste sich bereits früh an den Oberschenkel. Im Gegensatz zu seinem Weltrekordlauf von Berlin im September 2011 (2:03:38) lief der Kenianer am Sonntag sichtlich unrund. „Mein Fokus war: Nur nicht aufhören“, erzählte er. Der Favorit rannte mit großem Kampfgeist gegen die nächste Enttäuschung dieses Jahres an. Den London-Marathon hatte er im Frühjahr aufgeben müssen, für die Olympischen Spiele war er gar nicht erst nominiert worden. Makau kämpfte sich Meter für Meter an Chimsa heran und zog kurz vor Schluss noch am Zweiten der Halbmarathon-WM vorbei. „Priorität hatte der Sieg. Einen Weltrekord kann man schließlich nicht bei jedem Rennen laufen“, meinte Makau. Für den international immer bedeutsamer werdenden Frankfurt-Marathon war dieser spektakuläre Rennverlauf eine ähnlich große Werbung wie die Weltklasse-Zeit von Wilson Kipsang (2:03:42) vor einem Jahr.

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