Nike-Vertrag für US-Sprinter Gatlin sorgt für Empörung

Düsseldorf (dpa) - Der Vertrag des US-Sportartikelherstellers Nike für den früheren Dopingsünder und Weltklassesprinter Justin Gatlin hat weltweit Empörung und Unverständnis bei Athleten ausgelöst.

Nike-Vertrag für US-Sprinter Gatlin sorgt für Empörung
Foto: dpa

„Diese Leute gehören überhaupt nicht in einen Wettkampf, da ist die Ausrüsterfrage nur ein weiteres Problem“, sagte der deutsche Sprint-Rekordler Julian Reus der Deutschen Presse-Agentur.

Sein Nationalstaffelkollege Sven Knipphals, mit dem er bei der EM 2014 in Zürich die Silbermedaille gewann, hält den Werbevertrag von Nike für Gatlin für ein „völlig falsches Zeichen“. Zurückhaltend und vielsagend äußerte sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV), der einen langjährigen Ausrüstervertrag mit Nike hat. „Ich bin überrascht“, sagte DLV-Präsident Clemens Prokop.

Der 33-jährige Gatlin, Olympiasieger 2004 und Weltmeister 2005, war seit 2001 mehrfach wegen Dopings gesperrt. 2006 war er als Wiederholungstäter zu einer achtjährigen Wettkampfsperre verurteilt worden, die aber später auf die Hälfte reduziert wurde und im August 2010 endete. Seitdem ist Gatlin nicht nur in die Weltspitze zurückgesprintet, sondern lief im vergangenen September in Brüssel sogar 9,77 Sekunden - schneller waren zuvor auf der Welt nur vier Läufer.

In den vergangenen drei Jahren war er bei einem chinesischen Ausrüster unter Vertrag. „Nike lehnt den Gebrauch von leistungssteigernden Mitteln ab“, heißt es in einer Erklärung von Charlie Brooks, den Vizepräsidenten für Kommunikation des Unternehmens in Nordamerika. „Früher in seiner Karriere hat Justin seine Sperre abgesessen. Seitdem bestreitet er seit fünf Jahren wieder Wettkämpfe.“

Der Vertrag für Gatlin sei keine grundlegende Veränderung der Geschäftspolitik von Nike. „Wir haben keine Pläne, mit anderen Athleten in einer ähnlichen Situation Verträge zu machen“, erklärte Brooks. Dies gelte auch für den Weltklassesprinter Tyson Gay, der 2013 des Dopings überführt worden war.

„Ich bin sehr enttäuscht, diese Nachricht zu hören“, sagte die Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe der Zeitung „The Guardian“ zum Gatlin-Kontrakt. Die Britin ist bei Nike unter Vertrag. „Es sind nicht die Grundwerte von Nike, die ich stolz vertrete.“ Über einen „Schlag ins Gesicht von 99 Prozent der Jungs, die sauber sind“ schimpfte der britische Ex-Sprinter Marlon Devonish laut BBC.

Deutschlands Diskus-Olympiasieger Robert Harting hatte die Einladung des Weltverbandes IAAF für die Wahl des „Leichtathleten des Jahres“ im vergangenen Jahr abgelehnt, weil er gemeinsam mit Gatlin auf der Kandidatenliste stand.

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