Mantek hört als Gewichtheber-Bundestrainer auf

Hamburg (dpa) - Einer der erfolgreichsten Bundestrainer gibt seinen Job auf. Frank Mantek ist ab Januar 2013 nicht mehr Chefcoach der deutschen Gewichtheber.

Wie er sich auch drehte und krümmte, Frank Mantek kam kaum noch aus seinem Wasserbett. Selbst ein an die Wand geschraubter Griff, an dem er sich herausziehen wollte, verschaffte nicht recht Abhilfe. Die schwankende Schlafgrube musste weg. Spätestens da war dem unbeweglich gewordenen Männer-Bundestrainer und Sportdirektor der deutschen Gewichtheber klar: Du musst mehr für dich selbst tun und nicht immer nur die anderen in Schuss bringen.

Mantek ist vom 1. Januar 2013 an nur noch Sportdirektor. Den Posten als Männer-Bundestrainer gibt er auf. 22 Jahre übte der heute 53-Jährige die Doppelfunktion aus. Der frühere Athlet vom SC Karl-Marx-Stadt ist einer der erfolgreichsten Bundestrainer Deutschlands. 126 internationale Medaillen stehen zu Buche, davon 40 goldene. Bei Olympia holten seine Schützlinge Ronny Weller und Matthias Steiner Gold. Dazu gab es viermal Silber (Weller/2, Marc Huster/2) und dreimal Bronze (Manfred Nerlinger, Oliver Caruso, Andreas Behm).

„Ich glaube, dass ich 2012 einen Lebensabschnitt abgeschlossen habe“, verrät der scheidende Trainer. „Ich bin mit mir total im Reinen. Es ist keine Wehmut da, nur Stolz.“

Als Bundestrainer stand Mantek jeden Tag in der Trainingshalle in Leimen, wo er die Auswahlheber um sich scharte. „Ich bin mein ganzes Leben dem Olympiasieg im Superschwergewicht hinterhergerannt“, sagte er. Den schaffte Steiner 2008 in Peking. 2012 war eine Wiederholung möglich, wäre Steiner nicht die Hantel in den Nacken gekracht. So zieht Mantek den Schlussstrich: „Ich habe mein Lebensziel erreicht.“

60 bis 80 Stunden pro Woche umfasste sein normales Arbeitspensum. „Nicht, weil ich das musste, ich wollte das so.“ Das aber habe Narben hinterlassen. In den ersten Jahren wollte er alles allein machen. „Da war ich ein Heißsporn. Dann aber kam die Erkenntnis: Es geht nur im Team.“ Früher schrieb der Olympia-Dritte von 1980 an jedem Sonntag Trainingspläne für die nächste Woche. Jetzt geht er Tennis spielen.

Mantek ist ein vehementer Kämpfer gegen Doping. Nicht zuletzt seine Vergangenheit, als er im DDR-Sportsystem mit dem Teufelszeug vollgepumpt wurde, hat ihn dazu gemacht. „Mit 36 Jahren hatte ich einen Herzinfarkt“, sagt der gebürtige Thüringer und vermutet darin eine Folge der „blauen Bohnen“. Als Trainer, betont er ausdrücklich, habe Doping für ihn nie eine Rolle gespielt.

Menschenführung ist für Mantek das A und O. „Die Pädagogik ist der Schlüsselbereich. Du musst die Athleten emotional erreichen“, beteuert der Diplom-Sportlehrer. Die Richtlinien des amerikanischen Motivationsforschers Steven Reiss hat er zu seinem Grundlagenprogramm erhoben. „Man muss individuell führen. Ich halte nichts von Gruppendynamik.“ Aus der Praxis weiß er: „Ich kann Menschen begeistern. Ich weiß, wie Erfolg geht.“

Als Nur-noch-Sportdirektor will der Fußball-Fan von 1899 Hoffenheim Trainer formen und den Nachwuchsbereich reformieren. „Damit die tolle Ära weitergeführt wird“, meint er. Einen Schützling trainiert er aber weiterhin: Steiner. „Solange er hebt, stehe ich ihm zur Verfügung“, sagt Mantek. Zunächst aber will er sein Leben „ein bisschen entschleunigen“, wie er bekennt. „Du musst auch loslassen.“

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