Hintergrund: Ecclestone, EM-TV und die Banken

Berlin (dpa) - Es ging immer um Macht und viel, viel Geld. Die Probleme begannen mit dem Verkauf der Formel-1-Vermarktungsrechte vor rund zwölf Jahren.

2000 kaufte der Filmrechtehändler EM.TV für 3,6 Milliarden D-Mark 50 Prozent der Formel-1-Holding SLEC, die Bernie Ecclestone vier Jahre zuvor gegründet und nach seiner damaligen Frau Slavica benannt hatte. Zudem war der Kauf von weiteren 25 Prozent durch EM.TV unter Finanzvorstand Florian Haffa geplant. Noch im Jahr des EM.TV-Einstiegs übernahm Leo Kirch 16,74 Prozent an dem kriselnden Rechte-Unternehmen. Zu dem Paket gehörten auch 49 Prozent der 50-Prozent-Beteiligung von EM.TV an der SLEC. Im März 2001 übernahm Kirch die von EM.TV vorgesehenen weiteren 25 Prozent. Die Formel-1-Hersteller und -Rennställe fürchteten nun, die Übertragungen könnten aus dem frei empfangbaren Fernsehen verschwinden und nur noch exklusiv im Pay-TV laufen. Sie drohten Kirch und vor allem Ecclestone, der über die Bambino Holding immer noch die restlichen 25 Prozent an der Formel 1 hielt, vehement mit einer eigenen Rennserie.

Im April 2002 meldete die Kirch-Gruppe Insolvenz an. Die Anteile an der SLEC-Holding wanderten zurück an die Gläubigerbanken. Es führte dazu, dass die Formel 1 - für Ecclestone die schlimmste Vorstellung - praktisch in den Händen von Banken lag: 62,2 Prozent gehörten der Bayerischen Landesbank, jeweils 18,9 Prozent Lehman Brothers und JPMorgan. Die Gefahr einer Abspaltung der Hersteller war aber weiter nicht gebannt. Ecclestone brachte Ferrari auf seine Seite, indem er dem einzigen Autobauer, der von WM-Beginn an dabei ist, eine Sonderzahlung - angeblich rund 100 Millionen Dollar - anbot. Ferrari unterschrieb daraufhin 2005 das sogenannte Concorde Agreement, in dem die Verteilung der Gelder geregelt wird, bis Ende dieses Jahres. Damit war eine Abspaltung vom Tisch: Eine Formel 1 ohne Ferrari wäre ein Muster ohne Wert. Auch die Besitzverhältnisse der Formel 1 sollten sich bald im Sinne von Ecclestone wieder ändern. Ebenfalls 2005 leitete CVC Capital Partners den Kauf der Rechte ein. Am 25. November 2005 teilte die Investmentfirma mit, dass sich die neue Gesellschaft Alpha Prema mit der Bayerischen Landesbank - Verhandlungsführer war damals Gerhard Gribkowsky - und Ecclestones Bambino Holding geeinigt habe. Am 6. Dezember 2005 folgte der Anteil von JP Morgan. CVC kontrollierte zu diesem Zeitpunkt über Alpha Prema nach eigenen Angaben 86 Prozent an der Formula One Group. Am 27. März 2006 vermeldete CVC, dass der Kauf der Formula One Group komplettiert sei. Als Geschäftsftsführer installierte CVC Bernie Ecclestone, der selbst direkt noch fünf Prozent und weitere 8,5 Prozent an der Formel 1 über seine Familienholding Bambino halten soll.

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