Mercedes füllt Machtvakuum: Wolff wird Haug-Nachfolger

Stuttgart (dpa) - Fünf Wochen nach der Trennung von Motorsportchef Norbert Haug hat Mercedes das Machtvakuum gefüllt und will mit dem Österreicher Toto Wolff die Pleitenserie der Silberpfeile stoppen.

Wie der schwäbische Autobauer mitteilte, soll der 41-Jährige die Koordination aller Motorsportaktivitäten von Mercedes Benz übernehmen. Wolff kommt vom Formel-1-Rivalen Williams.

Damit schloss Mercedes die Lücke nach der Trennung von Haug, der Mitte Dezember nach einem der sportlich erfolglosesten Jahre seit langem seinen Hut nehmen musste. Als Nachfolger des 60-Jährigen komplettiert der Investor und Motorsport-Manager Wolff zusammen mit Teamchef Ross Brawn und Niki Lauda als Aufsichtsratschef das Führungsteam des Formel-1-Rennstalls.

„Ich bin nicht nur großer Fan, sondern auch langjähriger Freund und Begleiter der Marke“, erklärte Wolff. „Ich freue mich auf die Herausforderung und möchte neben den Vorbereitungen für eine erfolgreiche Rennsaison insbesondere auch eine gezielte Nachwuchsförderung in Angriff nehmen.“

Nach der 22 Jahre währenden Ära Haug freut sich Daimler-Chef Dieter Zetsche auf den neuen Motorsportchef. „Mit Toto Wolff konnten wir nicht nur einen erfahrenen Motorsportler, sondern auch einen langjährigen Begleiter unserer Marke für unser Formel-1-Team gewinnen“, erklärte Zetsche. „Wir werden gemeinsam mit ihm und Niki Lauda unsere Motorsportaktivitäten weiterentwickeln, um unsere Silberpfeile in die nächste Ära zu führen.“

Neuzugang Lewis Hamilton von McLaren kennt seinen neuen Chef nach eigener Aussage noch nicht, ist jedoch voller Vorfreude auf die Zusammenarbeit. „Ich habe aber viel Gutes über ihn gehört“, sagte der 28-Jährige am Rande eines Besuchs im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart. Wolff solle hungrig auf Erfolg sein.

Wolff steht vor einer großen Herausforderung. Als neues Gesicht bei den Silberpfeilen muss er Mercedes nicht nur in der Formel 1, sondern auch im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) wieder auf Erfolgskurs bringen. Trotz des spektakulären Comebacks von Rekord-Champion Michael Schumacher 2010 hatten die Schwaben erst 2012 durch Nico Rosberg in China den ersten Grand Prix seit der Silberpfeil-Rückkehr vor drei Jahren geholt - und waren bald darauf erneut abgehängt worden.

Und auch auf der Baustelle DTM haben die erfolgsverwöhnten Schwaben Nachholbedarf. Markenrivale BMW schnappte ihnen in der abgelaufenen Saison gleich im ersten Jahr der Rückkehr den Titel weg.

Torger Christian, genannt Toto, Wolff hat Erfahrungen in beiden Rennserien. Am Mercedes-Team HWA im Deutschen Tourenwagen Masters ist der Investor beteiligt, seit Juli 2012 war er zudem in der Geschäftsführung von Williams. Von dieser Funktion tritt er nun zurück, will jedoch Aktionär bei dem Formel-1-Rennstall bleiben.

Wolff hat bei Mercedes den Angaben zufolge auch eine Absichtserklärung unterzeichnet, wonach er sich mit einem wesentlichen Minderheitsanteil an der Daimler-Tochtergesellschaft Mercedes GP beteiligen und diese auch operativ leiten werde. Auch Aufsichtsratschef Lauda werde dort Gesellschafter.

Mit dem Mann von Formel-1-Testfahrerin Susie Stoddart hofft Mercedes auf eine zukunftsträchtige Lösung. „Toto Wolff hat als Unternehmer, Investor und Motorsport-Manager bewiesen, dass er diesen Sport im Blut hat“, meinte Zetsche weiter. Am Ende wird Wolff aber am Erfolg und nicht am Enthusiasmus gemessen werden.

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