Übersee-Trip soll Saison krönen: Cortese vor WM-Titel

Motegi (dpa) - Sandro Cortese steht dicht vor dem größten Triumph seiner Karriere. Bei den drei am Wochenende beginnenden Übersee-Rennen der Motorrad-WM kann und will der Berkheimer den Titel unter Dach und Fach bringen.

Der Champagner ist im großen Reise-Container des KTM-Werkteams verstaut, liegt aber noch nicht auf Eis. Auch die Weltmeister-T-Shirts sind bereits gedruckt, bleiben aber unter Verschluss. Die Wahrscheinlichkeit, dass Cortese bereits am Sonntag im japanischen Motegi erster Moto3-Champion der Geschichte wird, tendiert gegen Null. Zwar hat der Berkheimer in der Motorrad-WM mittlerweile 51 Punkte Vorsprung auf den Spanier Luis Salom, doch nur wenn dieser die Zielflagge nicht sieht und Cortese gewinnt, ist der Titel unter Dach und Fach.

„Zuviel wenn“, sagte Cortese und wehrte alle vorzeitigen Glückwünsche ab. Allerdings: In Übersee will er den Titel perfekt machen. Nach Motegi folgt nächste Woche Malaysia, am darauffolgenden Wochenende wird in Australien um WM-Punkte gekämpft. „Ich möchte es ungern auf das letzte Rennen in Valencia ankommen lassen. Aber man weiß nie“, betonte der 22-Jährige.

Wenn man die Saison des KTM-Piloten betrachtet, ist es eher unwahrscheinlich, dass es auf ein dramatisches Finale in Spanien hinausläuft. In den bisherigen 13 Saisonrennen wurde Cortese zwölfmal aufs Podest gerufen, Platz sechs im Regenchaos von Le Mans war sein schlechtestes Ergebnis. „Ich glaube schon, dass die Konstanz diesmal der WM-entscheidende Faktor ist. Mit meiner Erfahrung habe ich den anderen da einiges voraus“, meinte der Italo-Schwabe.

Unbescheiden ist das nicht, unberechtigt aber auch nicht. In Japan bestreitet er seinen 130. Grand Prix in Folge. Natürlich hat das auch etwas mit Glück zu tun, denn seine Verletzungen waren nie so gravierend, dass er pausieren musste. Vor allem aber ist es ein Zeichen der Besonnenheit. Cortese ging bislang nie über das Maximum hinaus, riskierte meist viel, aber nicht zu viel. Auch das wurde ihm jahrelang von seinen Kritikern vorgeworfen. Erst als 20-Jähriger zeigte er den Konkurrenten Zähne, setzte auch mal die Ellenbogen ein. „Das brachte die Erfahrung mit sich. Jetzt weiß ich, wo und wie ich mich durchsetzen muss“, sagte der junge Mann, der bereits mit vier Jahren auf einem Motorrad saß, damals einer kleinen Cross-Maschine.

In Motegi will er an seinem Erfolgsrezept festhalten. „Ich werde nicht das Risiko scheuen, fahre wie immer auf Angriff. Aber natürlich habe ich immer einen Blick für meine Konkurrenten übrig“, betonte Cortese. Teamchef Aki Ajo wird die richtige Taktik für den Deutschen austüfteln. Und Salom wohl nicht Harakiri gegen Cortese fahren. Schließlich beerbt der Spanier ihn in der nächsten Saison bei Ajo.

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