Silberpfeil-Duell in Sotschi - Putins Prestigeobjekt

Sotschi (dpa) - Den Gang durch die erste Formel-1-Startaufstellung in seiner Heimat Russland dürfte sich Wladimir Putin kaum entgehen lassen.

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Ob er beim nächsten spannungsgeladenen Silberpfeil-Duell zwischen WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton und seinem deutschen Verfolger Nico Rosberg womöglich sogar den Siegerpokal überreicht, ist nicht bekannt. Fünf Tage nach seinem 62. Geburtstag wird auf jeden Fall das nächste sportliche Prestigeobjekt für den russischen Präsidenten wahr.

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Die Öffentlichkeit diskutiert erst Recht nach der Eskalation des Konflikts mit der Ukraine darüber, die Piloten freuen sich auf das Spektakel nach Olympia im Februar und vor der Fußball-WM 2018. „Genau das wollen wir als Fahrer“, sagte Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel zur 5,853 Kilometer langen Strecke, eingebettet in den Olympiapark der Winterspiele - er hatte sie in einem Pkw als erster Formel-1-Pilot im August testen dürfen.

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„Unser Rennen wird einzigartig sein“, hatte Alexander Saurin, Vize-Gouverneur der Region Krasnodar, in einem dpa-Interview bereits versprochen: „Wir haben unser Leben lang darauf gewartet.“ Vor vier Jahren unterzeichnete Putin zusammen mit Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone den Vertrag. Schon Anfang der 80er Jahre hatte der Brite seine Formel 1 auch in die damalige Sowjetunion schicken wollen.

Von seiner Idee, die Rennwagen über den Roten Platz fahren zu lassen, sollen die Russen aber nicht so erbaut gewesen sein. Putin machte es nun möglich. Dort wo im Schwarzmeerort Sotschi vor rund acht Monaten um Olympia-Gold gekämpft wurde, treten die Silberpfeil-Rivalen Hamilton und Rosberg zum nächsten Duell um den WM-Titel an. Es geht um den Sieg beim ersten Formel-1-Rennen in Russland.

Eine Premiere, die glanzvoll sein soll trotz aller Kritik und sogar Forderungen nach einer Absage wegen des Ukraine-Konflikts. Ein Start, der der Beginn in eine lange Ära der Motorsport-Königsklasse in Russland sein soll, der jedoch weiterhin unter dem Eindruck des grauenvollen Unfalls von Jules Bianchi stehen wird. Dem 25-Jährigen, der am Sonntag in Suzuka in einem Wagen des britisch-russischen Teams Marussia so schwer verunglückt war. Der Franzose erlitt schwere Kopfverletzungen.

Eine gelöste Stimmung im Fahrerlager von Sotschi ist daher nur schwer vorstellbar. Ob Hamilton oder Mercedes-Widersacher Rosberg, Erster und Zweiter in Japan, alle sind in Gedanken auch bei Bianchi. Ob die FIA als Regelhüter nach dem Unfall mit einem Bergungskran auch Maßnahmen für das Renngeschehen in Russland vornehmen wird, ist unklar.

Unbestritten sind dagegen die Beweggründe für die Formel 1, auch in Russland anzutreten, dem neunten neuen Markt seit 15 Jahren. Es sei ein wichtiges Rennen für die weltweite Expansion der Formel 1, meinte Nico Hülkenbergs Force-India-Teamchef Vijay Mallya.

„Russland ist ein Schlüsselmarkt für Pirelli und die großen Autohersteller in der Welt“, betonte der Motorsportchef des Reifenausrüsters der Formel 1 und sprach von einem bedeutsamen Meilenstein in der Geschichte dieses Sports. So denken sicher auch die Top-Teams. Um aus dem Olympiapark mit seinen spektakulären Bauten eine Formel-1-Strecke zu machen, hatte die Regierung 142 Millionen Euro veranschlagt. Von deutlich höheren Kosten wird ausgegangen.

Sportlich ist die Situation weniger fraglich, dafür umso spannender. Rosberg steht unter Druck, seinen Mercedes-Widersacher aus der Spur zu bringen. Drei Siege in Serie gelangen Hamilton, seine Vorstellung beim Regenrennen in Japan war beeindruckend.

Auf dem Weg zur möglichen Einstellung des Rekords von 13 Siegen in einer Saison, aufgestellt von Michael Schumacher 2004 und von Vettel 2013 egalisiert, kann Hamilton in Sotschi mit seinem 31. Karrieresieg zum erfolgreichsten Formel-1-Piloten des motorsportverrückten Großbritanniens zusammen mit Nigel Mansell aufsteigen. Für ihn heißt das Motto in der Olympiastadt daher erst recht nicht: Dabei sein ist alles. Für Putin im Fall der Formel 1 schon eher.

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