Vettels furioser Auftakt in Indien

Greater Noida (dpa) - Ein bisschen spitzbübisch klang Sebastian Vettels Tagesresümee dann doch noch. „Ich glaube, wir hatten schon schlechtere Freitage“, sagte der Formel-1-Doppelweltmeister.

Wohl wahr, besser hätte es kaum laufen können: Bestzeit im ersten Freien Training, Bestzeit im zweiten anderthalbstündigen Einfahren für den Großen Preis von Indien am Sonntag. Beeindruckender als die tagesschnellste Runde an sich war der Vorsprung auf seinen ärgsten WM-Widersacher: Fernando Alonso hatte in der Endabrechnung als Dritter 0,599 Sekunden Rückstand - Formel-1-Welten.

„Wir können ziemlich glücklich sein“, meinte Vettel, allerdings ohne in Übermut zu verfallen. Stattdessen forderte er noch weitere Steigerungen: „Wir müssen über Nacht immer noch ein bisschen verbessern.“ Allein nach dem Eindruck am Freitag geht Vettel aber auch in den viertletzten Saisonlauf als der ganz große Favorit, nachdem er schon vor einem Jahr die Premiere auf dem 5,125 Kilometer langen Buddh International Circuit gewonnen hatte.

Schafft er es in seinem mittlerweile wieder überlegen wirkenden Red Bull auch, dürfte er zum ersten Mal eine Serie von vier Siegen bejubeln. Gefährlich könnte dem 25 Jahre alten Hessen in seinem 98. Formel-1-Rennen aber Teamkollege Mark Webber werden: Der Australier war am Freitag Zweitschnellster und will auf Vettels WM-Ambitionen keine Rücksicht nehmen. „Wenn ich vorne liege, mache ich für niemanden Platz“, kündigte er bereits an.

Allerdings deutet einiges daraufhin, dass Vettel mit seiner fünften Pole Position in diesem Jahr auf jeden Fall schon mal vor Webber ins Rennen geht. Am Morgen hatte er 1:27,619 Minuten gebraucht, auf der immer schneller werdenden Strecke raste er am Nachmittag in 1:26,221 Minuten allen davon und bestätigte damit den Trend der vergangenen drei Rennen, die Vettel allesamt gewonnen hat. In der WM-Wertung wendete er das Blatt und startet in Indien mit sechs Punkten mehr als Alonso (209).

„Unsere Chance ist sicherlich unter 50 Prozent, weil Red Bull vorne liegt“, räumte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali mit Blick auf den packenden WM-Kampf ein, „aber das Rennen um den Titel ist noch in vollem Gange“. Sein Starfahrer Alonso ist aber gefordert. Seit dem 10. Juli auf dem Hockenheimring wartet der Champion von 2005 und 2006 auf seinen nächsten Sieg.

Geht er erneut - wenngleich in diesem Jahr in den entsprechenden Fällen schuldlos - gänzlich leer aus und gewinnt Vettel, kann der Heppenheimer theoretisch eine Woche später schon den Titel holen. Ganz nebenbei hätte der Hesse auch die 1000 Punkte-Marke als dritter Fahrer nach Michael Schumacher (1560) und Alonso (1295) geknackt. 988 hat er bislang, mit Rang vier in Greater Noida käme er auf 1000 Zähler.

Zumindest im zweiten Training am Freitag fand sich dort Nico Rosberg wieder, im ersten Durchgang hatte der Wiesbadener Rang sechs belegt. „Nicos Platzierung am ersten Trainingstag auf dieser anspruchsvollen Strecke ist erfreulich, ein Hinweis auf das Kräfteverhältnis ist sie nicht“, befand Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Im zweiten Silberpfeil kam Rekordweltmeister Michael Schumacher auf die Ränge 8 und 13, Nico Hülkenberg verbesserte sich im Force India nach Rang 14 am Morgen noch auf Platz 8. Timo Glock wurde im Marussia 23. und 22.

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